Searching for Sugar Man (S/GB 2012)

searching-for-sugar-manManche Geschichten sind so unglaublich, die müssen einfach wahr sein. Eine solche ist die von Sixto Rodriguez, einem amerikanischen Folk-Sänger und Gitarristen mexikanischer Abstammung. Der veröffentliche Anfang der Neunzehnsiebziger zwei Platten und zog sich aufgrund akuter Erfolglosigkeit aus dem Musikgeschäft zurück. Dabei hätte es bleiben können und er wäre ein ambitionierter Künstler unter vielen gewesen, denen der Durchbruch schlicht vergönnt blieb. Aber manchmal kommt es anders. Oder einfach später.

„Searching for Sugar Man“, 2013 mit dem Oscar als „Bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnet, ist die Rekonstruktion einer Spurensuche. Denn ohne sein Wissen wurde Rodriguez zum Star. Jedoch nicht in der amerikanischen Heimat, sondern in Südafrika. Dort wurden seine kritischen und ehrlichen Songs zu Hymnen der Anti-Apartheitsbewegung. Bekannt jedoch war über den Urheber dieser Mut spendenden Klänge nichts. Nur Gerüchte, deren hartnäckigste sich um öffentlichen Selbstmord ranken. Rodriguez wurde so zur Legende, zum Mysterium. In den Neunzigern dann beginnt Musikjournalist Craig Strydom mit Hilfe von Plattenladenbesitzer Steven „Sugar“ Segerman Nachforschungen anzustellen. Mit überwältigendem Resultat.

Die Einleitung bietet Einblicke ins politisch gespaltene Südafrika und skizziert den Einfluss von Rodriguez‘ Musik auf die Protestbewegung. Parallel befragt werden die Produzenten seiner Alben, die mit Dennis Coffey und Steve Rowland erstaunlich namhaft ausfallen. Auch sie können nicht begreifen, warum der Sänger und Songschreiber keinen Erfolg hatte. Vom Siegeszug in Afrika ahnen sie ebenfalls nichts. Über eine Reise nach Amerika und glückliche Fügungen werden Strydom und Segerman schließlich für ihre detektivischen Mühen belohnt. Denn Rodriguez ist mitnichten verstorben, sondern lebt in Detroit ein bescheidenes Leben an der Armutsgrenze. Von den Erlösen aus den Tonträgerverkäufen in der Fremde sah er keinen Cent.

Als er schließlich von seiner Reputation in Südafrika erfährt und 1997 für eine Konzertreihe eingeladen wird, gerät diese zur überwältigenden Auferstehung. Regisseur Malik Bendjelloul, der sich am 13. Mai 2014 das Leben nahm, unterstreicht seinen spannenden und zutiefst bewegenden Film neben tollen Songs des Totgeglaubten mit Originalaufnahmen, die den zurückhaltenden Musiker plötzlich mit einer Welle der Wertschätzung, Dankbarkeit und Ehrerbietung konfrontieren. Neben ihm erzählen seine Töchter von der Veränderung, die mit dieser späten Anerkennung einherging. Entspräche die märchenhafte Geschichte des Sixto Rodriguez nicht der Realität, man müsste sie wohl erfinden. Nur, wer würde sie schon glauben?

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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