Wann behält man Filme in bleibender Erinnerung? Sie müssen entweder herausragend gut oder eben abgrundtief schlecht sein. Mittelmaß kann jeder bieten, nur ist das für gewöhnlich bereits Momente nach dem Abspann wieder vergessen. Dem Italo-Western geht es da wie den meisten (trivialen) Genres: An der Spitze dünn besiedelt, am Bodensatz schon ausgeprägter vertreten und in der Mitte deutlich überfüllt. Nun ist aber nicht jeder kreative Totalausfall mit gesteigertem Unterhaltungswert gesegnet. Der „schlechte Film“ lebt von der unfreiwilligen Komik des Dilettantismus. Er überdauert, ob formal, inhaltlich oder mimisch, die Zeit und erntet immer wieder die ihm zustehende Wertschätzung. Wäre es anders, ein Streifen wie „Drei Kugeln für Ringo“ würde kaum mehr der Erwähnung Wert sein.
Zu verantworten hat dies feiste Machwerk Emimmo Salvi („Die Rache des Ali Baba“), der einen episch angehauchten Plot um Freundesfeindschaft mit purer Idiotie zu benetzen versteht. Seine Inszenierung, Hand in Hand mit Schauspielführung und Schnitt, spottet jeder Beschreibung. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird lässig wie ziellos aus der Hüfte gefeuert und den mit (imaginärem) Blei gefütterten Komparsen die Möglichkeit fantasievoll theatralischer Abgänge eingeräumt. Pirouetten werden eingefädelt, Purzelbäume geschlagen und die vor gespieltem Schmerz verzerrtesten Gesichter jenseits des Rio Grande aufgesetzt. Das Talentvakuum umlagert aber nicht nur die Chargen, sondern insbesondere die Hauptakteure.
Mickey Hargitay („Django – Kreuze im blutigen Sand“) ist Ringo, der rechtschaffend Gute, Quaderkopf Gordon Mitchell („Django und Sartana kommen“) dessen zum bösen wandelnder Kumpan Frank. In die Haare kriegen sich die beiden wegen Jane (Milla Sannoner, „Keinen Cent für Ringos Kopf“), die zuvor aber erst einmal aus der Gewalt erpresserischer Mexikaner befreit werden will. Die Wege der Freunde trennen sich. Ringo heiratet Jane, versöhnt sich mit seiner Mutter und zeugt Nachwuchs. Sheriff wird er auch noch. Als ihn aber bei der Ausübung von Recht und Ordnung der Schlag trifft, verliert er das Augenlicht. Frank rettet ihm das Leben und tritt alsbald in die Dienste des kriminellen Bankiers Daniels (Ivano Staccioli, „Bleigericht“) und besetzt Ringos Posten als Ordnungshüter.
Für einen Film ohne nennenswerte Begebenheiten geschieht in „Drei Kugeln für Ringo“ eine ganze Menge. Denn Daniels trachtet nach dem Grundbesitz von Ringo und Jane, schließlich ist dort Gold zu finden. Die aber denken nicht daran zu verkaufen. Des Nachts erscheinen die Spießgesellen des Schurken und erschießen Ringos Mutter. Er selbst erhält wie von Zauberhand seine Sehkraft zurück, wälzt sich theatralisch auf dem Boden und beginnt, die Tarnung des Blinden aufrecht erhaltend, seinen Rachefeldzug. Klar, dass ihm dabei auch Frank in die Quere kommt. Was hätte ein immerhin passabler Western werden können, verkommt durch zahlreiche Anschlussfehler, schier unglaublich aufgesetztes Schauspiel und brotlosen Waffengebrauch zur heiter schundigen Nummernrevue. Ein schlechter Film mit achtbarem Unterhaltungswert. Wer Trash sucht, wird hier fündig.
Wertung: (2 / 10)