Rocco, ich leg dich um (I 1967)

roccoichlegdichumIn einer Zeit, als italienische Schauspieler noch amerikanisch klingende Namen aufgedrückt bekamen, um etwaigen Genreproduktionen ein internationales Flair zu verleihen, startete auch die Karriere des George Eastman. Der, mit bürgerlichem Namen Luigi Montefiore, ergatterte seine erste Hauptrolle im Spaghetti-Western „Rocco, ich leg dich um“. Als Farmersohn Ramon kassiert der hünenhafte Mime, der auch in „Django tötet leise“ oder „Hasse deinen nächsten“ fest im Sattel saß – und zum späten Klassiker „Keoma“ das Drehbuch schrieb – allerdings erst mal eine zünftige Trachtprügel.

Er und seine Sippschaft sollen von ihrem Grund und Boden vertrieben werden, immerhin steht Ramons Vater beim elitären Schurken Barrett (Daniele Vargas, „Friedhof ohne Kreuze“) in der Kreide. Der versucht sämtlicher Ländereien der Umgebung habhaft zu werden und plant die im Wege stehenden Siedler mit Schuldgeschäften übers Ohr zu hauen. Sein grobschlächtiger Partner Burt (Gianni Medici, „Rache für Rache“) hingegen strebt eine gewaltsame Lösung an. Als Papas Farm Feuer fängt, der Erzeuger sich gar ermordet findet, sieht Ramon rot. Aber was kann ein unbedarfter (zwei Meter großer!) Bauernjunge schon ausrichten?

Der durchwachsene Eastman macht eine traurige Figur und steht als aufrechter Farmersohn gegen die brutalen Schergen Barretts auf verlorenem Posten. Also muss er die harte Schule des Weste(r)ns durchlaufen, um als standesgemäßer Anti-Held zur Racheerfüllung Leichen auftürmen zu können. Als Mentor tritt der alternde, zu Burts Beseitigung angeheuerte Killer Rocco (stark: Dragomir Bojanic, „Ein Loch in der Stirn“) in Erscheinung, dem Ramon zufällig das Leben rettet. Doch die aufkeimende Männerfreundschaft wird von den konträren Interessenslagen überschattet. Denn Rocco soll für Barrett nach einer Vierwochenfrist auch Siedler-Sprachrohr Stevens (Mirko Ellis, „Old Shatterhand“) töten.

Der routinierte, von Giuseppe Vari („Der Mörder des Klans“) handwerklich solide inszenierte Euro-Western beeindruckt durch die psychologische Dichte. Rocco, der nur an die Sicherung seines Lebensabends denkt, konfrontiert den rachsüchtigen Ramon mit dem harten Los des Mörders. Denn als solcher erwarten ihn nur Misstrauen und soziale Ausgrenzung. Nach mäßigem Standardvorlauf entwickelt der Film im melancholischen Mittelteil überraschenden Tiefgang und driftet mit dem unausweichlichen Duell der Gefährten einem konsequent bitteren Ausklang entgegen. Das Zeug zum Klassiker hat der sehenswerte B-Film nicht. Für Freunde des dreckigen Westerns ist er aber definitiv eine (Wieder-)Entdeckung wert.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

scroll to top