Frankenstein ’80 (I 1972)

frankenstein-80Hach, der gute alte Italo-Sleaze! Man könnte fast wehmütig werden, wenn man sich Filmkunstperlen wie „Frankenstein ´80“ nähert. Werke wie dies nämlich werden heutzutage, traurig aber wahr, schon gar nicht mehr gefertigt. So fällt es denn auch nicht schwer, jenem grottigen Charme zu erliegen, der Schund wie diesem zwangsläufig anhaftet und dessen Reiz in der Gegenwart beständig mehrt. Wie ein guter Wein reift auch das Trash-Kino – natürlich flimmerte auch dieser Beitrag über bundesdeutsche Leinwände – und altert, wenn schon nicht in Würde, so doch unter immer wieder aufbrandendem Gelächter.

Und gut lachen ist mit Mario Mancinis einziger Skript- und Regiearbeit garantiert. Nur sollte der Zuschauer schon ein spezielles humoristisches Verständnis und allen voran die Wertschätzung qualitätsloser Unterhaltung mitbringen, um den Film auch wirklich genießen zu können. Mancini, der sich hauptsächlich als Kameramann – u.a. bei „Django – Den Colt an der Kehle“, „Nackt unter Affen“ und „Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein“ – verdingte, trat auch als Profi-Wrestler in der populären WWF auf! Mit gespieltem Zirkus um großgewachsene Männer ist er also bestens vertraut.

In „Frankenstein ´80“ sind es Trash-Veteran Gordon Mitchell („Wüstenfüchse kennen kein Erbarmen“) sowie Xiro Papas („SS Hell Camp“), die als Otto Frankenstein, bzw. dessen Kreatur Mosaic (!) für Angst und Schrecken in einer deutschen Großstadt sorgen. Warum es die italienische Produktion ausgerechnet in teutonische Lande verschlagen hat, ist nicht überliefert, für das blutige Treiben des entarteten Duos aber eigentlich auch nicht von Belang. Quaderkopf Mitchell jedenfalls betätigt sich als Arzt und verfügt am Arbeitsplatz über ein praktisches Geheimlabor hinter der Regalwand.

Dort brütete er über wahnsinnige Versuchsreihen, aus denen schließlich Mosaic hervorging. Weil der Körper des zusammengenähten Kunstkameraden aber nicht der robusteste ist, muss das Monster selbst für Nachschub an frischen Organen sorgen. Der Verschleiß an Nieren und Hoden (!) ist enorm und so muss, neben der Pathologie, das nächtliche Pflaster für die Beschaffung herhalten. Die Drecksarbeit darf die sexgeile Kreatur selbst erledigen, was vor allem der Damenwelt zusetzt. Manchem Opfer fliegen unter den Schlägen Mosaics förmlich die Kleider vom Leib. Ohne Blut und nackte Haut würde der Sleaze-Faktor ja auch gegen Null tendieren!

Um das Überleben seiner Schöpfung zu sichern, hat Frankenstein dem Kollegen Schwarz (Bob Fiz) ein neu entwickeltes Serum stibitzt, dass das Risiko der Abstoßung von Organtransplantaten minimieren soll. Probleme bereitet ihm der Raubzug nicht, schließlich hat der stolzgeschwellte Schwarz die unbezahlbare Entwicklung im Kühlschrank seines Büros (!) eingelagert. Dennoch ist das Entsetzen groß, zumal eine Patientin durch den Verlust des Serums stirbt. Ihr Bruder, der Journalist (na sicher) Karl Schein (John Richardson, „Torso“), schreitet zur Aufklärung und stößt die gemäß der launigen Synchronisationen kalauernden Spezialisten der Polizei bald auf die richtige Spur.

Erleichtert wird die Überführung Frankensteins durch Tonbandaufnahmen, in denen der verrückte Wissenschaftler seine Schandtaten detailliert offenbart. Gut verborgen glaubt er sie in der Schublade seines Schreibtisches (!), für dessen Privatsphäre Schein wenig übrig hat. Die Schlinge um des Doktors Hals zieht sich also rasch zu, während Mosaic wankend Organe raubt oder dem Meister Geld entwendet, um eine Hure erst besteigen und dann erwürgen zu können. Die Spezialeffekte kreierte Carlo Rambaldi, der auch an Dino de Laurentiis „King Kong“-Remake, Ridley Scotts „Alien“ und Steven Spielbergs „E.T.“ beteiligt war. Kompetenz wie diese aber ist bei „Frankenstein ´80“ rar gesät. Aus Sicht der Trash-Genießer wahrlich ein Segen!

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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