„Welcome to Desert Spring“ – das Schild auf dem Haus des Barbiers könnte zynischer nicht sein. Denn die Gastfreundschaft des kleinen Nestes bekommt noch vor den Anfangstiteln Claudio Ruffini zu sehen, der in den Filmen von Bud Spencer und Terence Hill gern Prügel kassierte. Im örtlichen Saloon soll er erst maßlos überzogene zwei Dollar für ein Glas Bier zahlen und wird, als man ihm nahe legt zwecks Beschwerde den Sheriff aufzusuchen, von einer ganzen Gruppe Pistoleros lachend niedergeschossen. Doch wie so oft im Italo-Western wird ein Mann mit den Missständen aufräumen.
In „Schneller als 1000 Colts“ ist es George Martin („Eine Pistole für Ringo“), der als Ingenieur und vermeintlicher Anti-Held Ray eigentlich auf der Durchreise nach Mexiko ist. Auf dem Rücken eines Esels reitet er in die Stadt und verstrickt sich angesichts der noch immer horrenden Bierpreise erst einmal in eine zünftige Schlägerei. Von Kaufmannstochter Sheila (Gia Sandri, „Ein Dollar zwischen den Zähnen“) erfährt er vom Despoten Brady (Paul Muller, „Nachts, wenn Dracula erwacht“), der die Region bis aufs Letzte auspresst. Doch so leicht lässt sich Ray nicht vertreiben und nimmt mit Sheilas Unterstützung den Kampf auf.
Gegenwehr mit Waffengebrauch lässt jedoch auf sich warten. Zwar kennt sich Ray bestens mit Schießeisen aus, nur in deren Handhabung ist er (bis zum schnellfeuernden Showdown) wenig bewandert. Auch Schurke Brady setzt mehr auf Unterdrückung durch Abschreckung und billigt Gewalt nur widerwillig. Im uramerikanischen Genre der harten Kerle, erst recht in der oft brutalen europäischen Variierung, ist diese Herangehensweise denkbar ungewöhnlich. Das zeigt auch Gordon Mitchell („Ich will deinen Kopf“), der Ray als gehandicapter Revolvermann Sheppard kurzzeitig Beistand leistet.
Inszeniert wurde der handzahme Western von Guido Zurli („Zorro – Der Mann mit der Peitsche“), der seine Karriere als Assistent von Sergio „Django“ Corbucci begann. Er bedient mehr US-Standarten, als es dem bedingt aufregenden Plot gut täte. Heraus sticht „Schneller als 1000 Colts“ immerhin durch den relativen Gewaltverzicht. Im Metier des Italo-Westerns stößt solche Zurückhaltung aber nicht zwingend auf Gegenliebe. Wirklich schlecht geraten ist der Streifen, dessen Schlusspointe sich im Originaltitel „Thompson 1880“ bereits andeutet, nicht. Wohl aber zu phlegmatisch, um nachhaltige Eindrücke zu hinterlassen.
Wertung: (5 / 10)