„I won’t break radio silence ‚cause you got spooked by a dead, flying, fucking cow!“
Dass die schottischen Highlands neben melancholischen Panoramaoptionen feudaler Hochlande auch wölfischem Ungetier Obdach entbieten, suggeriert uns höchst effektiv der 2002 entstandene Mystery-Actioner „Dog Soldiers“. Auf dem oft spiegelglatten Terrain des Werwolf-Horrors über weite Strecken die Balance haltend, erzählt Neil Marshalls Spielfilmdebüt die Geschichte einer Gruppe britischer Soldaten, die im Zuge einer Trainingsübung in der Wildnis auf den verwundeten Special Forces Captain Ryan (Liam Cunningham, „Revelation“) und die verwüsteten Überreste seines Expeditionsteams stoßen. Von den übrigen Männern fehlt jegliche Spur, einzig in der Umgebung verteilte Innereien und Gedärme künden von den Folgen eines verlustreichen Scharmützels.
Plötzlich wird die Gruppe von mysteriösen Schemen attackiert, unvermittelt und mit roher Brutalität. Der leitende Offizier Wells (Sean Pertwee, „Soldier“) wird schwer verletzt, ein weiterer Soldat stirbt. Mit Hilfe der Zoologin Megan (Emma Cleasby, „Sweet Dreams“) treten die Männer den Rückzug in ein verlassenes Farmhaus an. Als kurz darauf der Vollmond am Firmament in ganzer Pracht erstrahlt, verwandelt sich der düstere Waldabschnitt in ein erbittert umkämpftes Kriegsgebiet.
Da heult der Wolf im Abendrot! Zwischen „Predator“, „Night of the Living Dead“ und munterem Scheibenschießen entfaltet sich „Dog Soldiers“ im Rahmen seiner kleinbudgetierten Möglichkeiten zu voller Blüte. Auf dem formalen Niveau eines Mike Mendez schöpft Neil Marshalls launiges Potpourri aus preisgünstigen Viechereien und eimerweise verplanschtem Kunstblut ein marginales Aufkommen von Atmosphäre. Nur bedingt von Spannung gesäumt, liegt das vornehmliche Augenmerk der Macher auf den zahlreichen Attacken der lykanen Fleischfresser. Und die haben es entgegen der Freigabe ab 16 Jahren wirklich in sich: Da reißt es Gedärme aus zuckenden Leibern, werden Bauchdecken geöffnet und munter schreiende Schädel vom Rumpf getrennt, während ein garstiger Werwolf unter Zuhilfenahme des gesamten Kücheninventars frikassiert wird. Rabenschwarzer Humor gesellt sich zur blutigen Schlachtplatte, wenn der Zoologin braves Hündchen an den hervorgequollenen Innereien des quiekenden Searganten knuspert und der zart besaitete Schütze Arsch dem elitären Anführer vor johlender Begeisterung auf die Fontanelle göbelt.
Ferner begleitet von sporadischer Handkamera und subjektiver Unterholzachterbahn in modischem Schwarz-/Weiß-Gewand, tüncht die eher dröge optische Erscheinung den positiven Gesamteindruck des brauchbaren britischen Underground-Trashs nachhaltig. Dessen Handlungsspanne zeichnet sich weniger durch logische Höhenflüge, als vielmehr übermütigen Nonsens aus. So sorgt das militante Kampfgeschwader durch filigranes Sprengen gleich beider zur Verfügung stehender Fluchtautos eigenhändig für die klaustrophobische Grundlage, von konspirativ durch dunkle Wälder stelzenden Ungetümen fachgerecht zerschnitzelt zu werden.
Darstellerisch ohne nennenswerte Glanzpunkte, zeugt zumindest der unermüdliche Einsatz des renommierten Genre-Ausflüglers Sean Pertwee für adäquaten Glanz. Ohne größeres Kultpotential im Gepäck, bildet „Dog Soldiers“ kurzweiliges Gemetzel für anspruchlose Freigeister. In ein explosives Finale mit feurigem Knalleffekt gipfelnd, erspart die schnörkellose Nacht- und Nebelsause dem Betrachter dankbarerweise die obligatorische Schlusspointe. Während der einzige Überlebende im ironisierten Abspann auf die Titelseite einer fiktiven Gazette entlassen wird, rechnet das britische Verständnis von Fußball einmal mehr mit dem teutonischen Erzrivalen Deutschland ab! Kein echter Glanzpunkt, doch allemal ein Videothekenschmankerl, das es lohnt zu entdecken.
Wertung: (6 / 10)