Dog Bite Dog (HK/J 2006)

dog-bite-dogEin Schiff fährt in Hongkong ein. Im Laderaum, eingesperrt in einen Käfig, wird Pang (Edison Chen, „Infernal Affairs“) in die einstige Kronkolonie geschmuggelt. Der junge Mann wird gehalten wie ein Tier. Und als solches betrachten ihn auch seine Auftraggeber. Aufgewachsen ist er auf den Straßen Kambodschas, wo er von Kindesbeinen an nur die Sprache emotionsloser Gewalt lernte. In China soll Pang für ein Mafiasyndikat einen Mord begehen. Für ihn, der kein anderes Gesetz als das Recht des Stärkeren kennt, ist das kein Problem. Moral und Gewissen sind ihm fremd. Mit den Konsequenzen auseinandersetzen muss sich früher oder später aber auch er.

Läuterung oder emotionale Entwicklung resultiert daraus keine. Das in Pou-Soi Cheangs („Shamo“) Thriller-Drama „Dog Bite Dog“ gezeichnete Weltbild könnte nihilistischer kaum sein. Ausgehend von Pangs unmenschlicher Bestimmung wird der aufgewühlte junge Polizeiinspektor Wai (Sam Lee, „I Come With the Rain“) in den Abgrund der Gewalt gezogen. Nur tragen seine Verhaltensmuster kaum weniger barbarische Züge als die des auswärtigen Killers. Wais Vater, ein krimineller Beamter, liegt im Koma. Interne Ermittler stellen darum auch ihm bohrende Fragen. In Konflikt mit dem Vorgesetzten stürzt ihn aber vor allem der wenig zimperliche Umgang mit Zeugen und Verdächtigen.

Als Pang nach unerbittlich ausgeführtem Auftragsmord auch den Polizisten Fat Lam (Johnnie To-Stammakteur Suet Lam, „Election“) tötet und flieht, scheint Wai fortan jedes Mittel Recht, den Gesuchten zu stellen und eigenhändig zu richten. Schier instinktiv verschlägt es Pang auf eine der gigantischen Müllkippen Hongkongs, wo er die vom Vater missbrauchte Yue (Weiying Pei) rettet und sich fortan für sie verantwortlich fühlt. Nun könnte man eine sich gegenläufig vollziehende Charakterwandlung der beiden trefflich gegen das Image der Darsteller besetzten Hauptfiguren erwarten. Aber Regisseur Cheang verzichtet konsequent auf stereotype Erzählformeln und in Pathos geschwenkte Klischees.

Zwar gestattet er Pang allmählich menschliche Züge und reduziert Wai zunehmend auf die ihn zerfressenden Rachegelüste, berechenbar werden darüber aber weder die Antagonisten noch die in ungeschönt direkte Bilder gehüllte Geschichte. Denn „Dog Bite Dog“ ist ein Film ohne Perspektive und klar erkennbares Ziel. Die allgegenwärtige Gewalt wirkt stets abschreckend, determiniert als scheinbar einzig gültige Sprache der Figuren aber ihr Handeln bis zur verstörenden Konfrontation zwischen Pang und dem kompromisslos degenerierten Wai in Kambodscha. Die finale Wendung dieses wuchtigen, moderne Trends und Genrestandarten konstant unterlaufenden Dramas mag dabei nicht zwingend glaubhaft erscheinen. An der nachhallenden Wirkung ändert dies jedoch nichts.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

 

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