Django – Unbarmherzig wie die Sonne (I 1968)

django-unbarmherzig-wie-die-sonneEin Spaghetti-Western als episodisches Opus der Rache. Der meist als Schauspieler in Erscheinung getretene Regisseur Mario Lanfranchi („Die Herrenreiterin“) wollte sein eigenes Drehbuch ursprünglich im neuzeitlichen Sizilien anlegen, entschied sich dann aber doch für eine Wildwest-Umsetzung. Ungewöhnlich bei „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ ist die klare Abgrenzung der Stationen. Für jeden, den die Vergeltung der Hauptfigur trifft, erzählt Lanfranchi eine eigene (Kurz-)Geschichte. Diesen in sich abgeschlossenen Bruchstücken gemeinsam ist nur der Rahmen, der in Rückblicken bereits im ersten Part abgehakt wird.

Milchtrinker Django (Robin Clarke, „Heiße Grenze USA“), der im Original auf den Namen Cash hört, nimmt Rache an den vier Mördern seines Bruders. Der erste ist Diaz (Richard Conte, „Der Pate“), den er in einem zehrenden Marsch durch die Wüste zu Tode hetzt. Ihm folgen der Spieler Montero (Enrico Maria Salerno, „Bandidos“) und der ballernde Pfaffe Baldwin (Adolfo Celi, „James Bond 007 – Feuerball“). Der letzte im Bunde ist der irre, von Gold und blonden Frauen besessene Albino O´Hara (klasse: Tomas Milian, „Lasst uns töten, Compagneros“).

Der formal ansprechende wie gleichwohl inhaltlich standardisierte Italo-Western legt Wert auf die Ausgestaltung der Figuren. Bei der Hetzjagd auf Diaz steigt Lanfranchi stimmungsvoll in der sengenden Sonne ein und verschiebt Djangos Ankunft bei seinem Opfer und dessen überstürzte Flucht in die Wüste nach hinten. Das anschließende Psychoduell verfügt über ausreichend Spannung, die sich in der Folge aber zu schnell verflüchtigt. Die Aufsuchung Monteros und die Pokerpartie auf Leben und Tod lassen jegliche Stimmung vermissen und zerren das anfängliche Niveau deutlich herunter, was auch den arg gestellten Dialogen anzukreiden ist.

Ebenso schematisch gibt sich der Konflikt mit Bruder Baldwin, wobei Lanfranchi zumindest einige (scheinbare) Ausweglosigkeiten für Django bereithält. Als er ohne Munition und mit einer Kugel im Bein für einige Zeit in der Wüste zurückgelassen wird, muss er selbige aus der Wunde puhlen, um aus einer ihrem Kopf beraubten Patronenhülse wieder ein tödliches Geschoss zu machen. Die abschließende Episode trumpft durch einen weißhaarigen Tomas Milian – übrigens synchronisiert von Harald Juhnke – und surreale Zwischentöne auf, was immerhin für atmosphärische Abwechslung sorgt.

Die ungewöhnliche Herangehensweise allein macht „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ sehenswert, wobei es einfach an fesselnden Momenten und dramaturgischer Dichte fehlt. Szenen ziehen sich in die Länge und mit der Logik wird es auch nicht so genau genommen. Dafür punkten die einnehmend jazzigen Kompositionen von Gianni Ferrio („Der liebestolle Schlafwagenschaffner“), die im wohligen Kontrast zum Gros des Genres stehen. So bleibt es bei einem knapp überdurchschnittlichen Italo-Western, der am Anfang und Ende überzeugt, im Mittelteil jedoch manchen Hänger durchläuft.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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