„Jack, you have to kill your daddy.“ – Pragmatisch: Karlsson
Clowns machen Angst. Natürlich nicht jedem, das unterschwellig bedrohliche Potenzial der geschminkten Spaßmacher ist aber kaum von der Hand zu weisen. Seine Entsprechung findet es in der Coulrophobie, der krankhaften Panik vor Ronald McDonald & Co. – und natürlich im Kino. Seien es nun die „Killer Klowns From Outer Space“ (1988) oder Pennywise, das Monster aus Stephen Kings „Es“ (1990), mit den Clowns kommen nicht nur die Tränen, es gefriert auch das Blut in den Adern. Mit „Clown“ geht Regisseur Jon Watts, der das angekündigte dritte Reboot um Superheld Spider-Man inszenieren wird, noch einen Schritt weiter. Denn der Ursprung der feixenden Rotnasen ist nicht weniger als der blanke mythologische Horror.
Zu spüren bekommt das Makler Kent (Andy Powers, „OZ – Hölle hinter Gittern“). Als der für den 7. Geburtstag von Sohn Jack (Christian Distefano) engagierte Clown nicht erscheint, schlüpft er zur Rettung von Tag und Kinderparty in ein Kostüm, das er im Keller eines zum Verkauf stehenden Hauses entdeckt. Der Auftritt glückt, nur lässt sich die Verkleidung im Anschluss partout nicht ablegen. Ehefrau Meg (Laura Allen, „4400 – Die Rückkehrer“) reagiert zunächst amüsiert. Zu Lachen hat die Familie bald jedoch nichts mehr. Kent beginnt sich zu verändern, entwickelt unbändigen Appetit, speit braunen Schleim und muss mit Schrecken feststellen, dass die mehrfarbige Perücke mit seinen Haaren verwachsen ist.
Antworten liefert der verschrobene Karlsson (Peter Stormare, „Constantine“). Allerdings erst, nachdem er versucht hat Kent den Kopf abzuschneiden. Er berichtet von einer alten Kreatur, die Kinder in ihre Höhle lockt und verspeist. Das Kostüm, die Haut eines solchen Monsters, bedeutet die schrittweise Verwandlung ihres Trägers. In ihren Grundzügen erinnert die Geschichte damit an Body-Horror-Klassiker wie „Die Fliege“. Nur eben mit abgenagten Kinderleichen. Auf Ekel setzt Watts, der mit Christopher Ford („Robot & Frank“) auch das Skript verfasste, bei der Umsetzung der ironisch-makabren Morität trotzdem nur am Rande. Ungeachtet gesunder Härte und blutiger Spitzen deutet der kurzweilige, von Eli Roth („The Green Inferno“) produzierte Streifen mehr an als die gelungenen handgemachten Effekte offenbaren.
Zwingend nervenzerrend ist der Film nicht geraten. „Clown“ erinnert in Tenor und Erzählung an eine verlängerte Episode der „Masters of Horror“. Das bedeutet stattlichen Unterhaltungswert, ansehnliche Darsteller und eine Story, die Simplizität und Effektivität souverän verknüpft. Wirklich spannend wird es lediglich am Schluss, wenn der Fokus längst auf Meg und ihren Bemühungen liegt, Jack zu schützen. Der unterschwellige Humor ist zu diesem Zeitpunkt zugunsten eines kernigen Showdowns verflogen. Man könnte die insgesamt uneinheitliche Verbindung von Spaß und Schrecken zweifelsfrei als Makel deuten. Auf der anderen Seite kann man sich aber auch einfach entspannt zurücklehnen und einen sicher nicht perfekten, dafür aber kompetent gemachten und gut besetzten Heimkino-Horror erleben.
Wertung: (6,5 / 10)