Dass der wilde Westen seinen Namen zu Recht trägt, verdeutlicht ein brutaler Banküberfall. Ohne Grund wird einer Frau durch ein Kissen in den Kopf geschossen, ein altes Weib erdolcht, drei auf offener Straße spielende Kinder während der Flucht zu Klump geritten. Schnitt. Musik setzt ein, in ihrer simplen Aneinanderreihung fröhlicher „Lalalas“ derart unpassend, dass sie die geistige Schonkost der folgenden Ereignisse geradewegs vorwegnimmt.
„Bekreuzige Dich, Fremder“ ist das Debüt von Demofilo Fidani („Django und Sartana kommen“), der sich gern hinter Pseudonymen verbarg. Für jene Feingeister, die seinen kreativen Untaten enormes Unterhaltungspotenzial zusprechen wollen, ist bereits im Erstling all das zu entdecken, was sein gescholtenes Oeuvre in der Folge so außergewöhnlich machen sollte: trübes Schauspiel, formale Inkompetenz, nicht zu vergessen großzügig eingebundene Szenen von Männern, die ihre Pferde durchs Bild treiben.
Natürlich können die eingangs beschriebenen Verbrechen nicht ungesühnt bleiben. Zumal die Schurken, angeführt vom barschen Donovan (Mel Gaines, „Blut und Sporen“), gleich noch eine Spielbank ausnehmen. Dabei wird der Bandenführer angeschossen und schwer verwundet. Zwischen Leben und Tod vergrätzt er seine Gefolgschaft und befiehlt schließlich den Ritt nach White City, wo sein Bruder Carson (Anthony Stevens alias Calisto Calisti, „Lauf um dein Leben“) mit harter Hand Befehlsgewalt ausübt. Sehr zum Unwillen seines Sohnes Lucas (Jeff Cameron, „Ich will deinen Kopf“), der die Führungskompetenz eher bei sich selbst sieht. Aber da ist ja noch der namenlose Fremde (Charles Southwood, „Man nennt mich Halleluja“), ein Kopfgeldjäger, der es auf die Prämien der hoch dotierten Herren Verbrecher abgesehen hat.
Der Rest, sofern er sich nicht in Fidani-typischen Ungereimtheiten und Sinnlosigkeiten zerschlägt, ist altbekannt und arg vorhersehbar. In der geknechteten Stadt macht sich der tapfere Held schnell unbeliebt, findet in Hinkebein Blake (Sandalenfilm-Heros Ettore Manni, „Herkules erobert Atlantis“), der seinerseits noch ein Hühnchen mit den Outlaws zu rupfen hat, aber einen Unterstützer. Wenn es denn mal knallt, geschieht dies in auffallend unspektakulärer und reichlich aufgesetzter Weise. Zwar zeigt sich die Kamera bisweilen bemüht, dem gebündelten Unvermögen hat aber auch sie nichts entgegen zu setzen.
Zusammen passt kaum etwas, weder die über zerbrochene Eier und das Gimmick der Bleispritze in der Trinkflasche führende Introduktion des schießfreudigen Recken, noch die aufkommenden Konflikte innerhalb der Schar Gesetzloser. Da wird die Nacht buchstäblich zum Tag, wenn Southwood bei Hure Cristina Penz („Mission Phantom“) Fensterln geht. Auf der Strecke bleibt nur die Strapazierfähigkeit des Zuschauers. Aufgrund marginaler Lichtblicke steht da ein verhältnismäßig solider Fidani. Doch bedeutet selbst das schlussendlich nichts anderes als unterirdischen Murks.
Wertung: (3 / 10)