16.10.2005 – The Hurt Process / Aiden – Berlin, Magnet

Als Support von SILVERSTEIN bei deren Tour durch Großbritannien sorgten AIDEN kürzlich für Aufsehen. Mancherorts unkte es gar, die Newcomer hätten die Veteranen an die Wand gespielt. Ein solch vorauseilender Ruf weckt Neugierde, selbst wenn die junge Band auch bei ihrem ersten Besuch in Deutschland nur die zweite Geige – hier hinter THE HURT PROCESS – spielt. Den Beweis ihrer Klasse sollten AIDEN beim Gastspiel im Berliner Magnet nicht schuldig bleiben, obgleich das beschämend geringe Besucheraufkommen eher den Eindruck eines privaten Gigs vermittelte. Knapp 40 Interessierte – die meisten per Gästeliste geladen – fanden ihren Weg in den Prenzlauer Berg, um den beiden US-Bands zumindest ansatzweise den Eindruck von Bedeutsamkeit zu verschaffen.

Ambitioniert und stark geschminkt spulten AIDEN ihr Set in scheinbar routinierter Ekstase ab. Wild schwang das Mikro, schüttelten die Köpfe und schnitt der Bass wie eine Streitaxt durch die diesige Luft. In der Reihenfolge ihres unlängst erschienenen Albums „Nightmare Anatomy“ gab das Quintett die ersten drei Songs wider, vollführte vom Hit „Die Romantic“ einen Sprung zu „Breathless“ und „Goodbye We’re Falling Fast“, ehe das Debüt „Our Gangs Dark Oath“ für drei Nummern die Führung übernahm. Nach „See You In Hell“ und 35 Minuten Spieldauer fand der Spaß ein abruptes Ende. Bedauerlich, denn AIDEN holten akustisch aus ihren temporären Ohrwürmern das Optimum heraus und gaben sich dazu enorm publikumsnah. In vorderster Front wurde vereinzelt jede Textzeile mitgegrölt, was von Sänger wiL mit Streicheleinheiten belohnt wurde.

Die Besucherzahl lichtete sich bei THE HURT PROCESS noch ein wenig, was der tosenden Show der Band allerdings keinerlei Abbruch bescherte. Die treibende Mischung aus Metal, Hardcore und Emo fand gerade im beleibten Frontmann ihre überzeugende Umsetzung von der Konserve auf die Bühne. Die emotionalen Parts der vorgetragen Stücke – fast ausschließlich vom aktuellen Langspieler „A Heartbeat Behind“ – wirkten zwar etwas unterrepräsentiert, doch dankten es zumindest zwei der Anwesenden mit Pogo-Dauerfeuer. Dass auch THE HURT PROCESS ihren Auftritt bereits nach einer knappen halben Stunde beendeten, ist bedauerlich, in Anbetracht der gähnenden Leere des Clubs aber nur allzu verständlich. Schade, aber nach dem hoffnungsvollen Zulauf von SILVERSTEIN an gleicher Stelle scheint das Berliner Publikum wieder zur Normalität zurückgekehrt zu sein.

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