10.06.2004 – Boxhamsters / The What! – Berlin, Tommy-Weisbecker Haus

„Wie sie mich anschaut, krieg ich Gänsehaut und wünsche mich in deine Arme…“

Dass die bei BOXHAMSTERS-Songs häufig über Rückenpartien jagenden Schauer an diesem schwülen Juni-Abend weitesgehend ausblieben, war wohl in erster Linie der schwachen Akustik und der durchwachsenen Atmosphäre im Berliner Tommy-Haus anzukreiden. Den rund 80 Besuchern schien dieser äußere Umstand in Anbetracht des guten Sets der Giessener Punk-Veteranen jedoch weit weniger auf die Gemüter zu schlagen als die in den überschaubaren Räumlichkeiten des Kreuzberger Hinterhofareals vorherrschende sengende Hitze.

Zwei Stunden zuvor, in der anfänglich aufkeimenden Wohlfühltemperatur, gab das französische Quintett THE WHAT! seinen Einstand als erster Opener und verstand durch manierlichen Punk’n’Roll zu gefallen. Wirklich mitreißen ließ sich durch die bunt gemischte Formation aus alt und jung allerdings niemand, deren sangesstarke Frontfrau anmutete, als hätte sie sich ihr halbes Leben spärlich bekleidet auf den Ledersitzen unzähliger Motorrademessen geräkelt.

Im unmittelbaren Anschluss gab sich eine dreiköpfige Band aus dem süddeutschen Raum die Ehre (der Namen ging im Ambiente irgendwie unter!), doch wirkte deren noisiger Punk-Rock eher unausgegoren und auf mittlerem Proberaumniveau. Abschließend schmetterte das Trio noch einen deutschsprachigen, Reggae-beeinflussten Track in bajuwarischem Dialekt, für den offenkundig der kontroverse Liedermacher Hans Söllner Pate stand, ehe der Abend endlich auf seinen Höhepunkt zusteuerte.

Lange bitten ließen sich die BOXHAMSTERS denn auch nicht und servierten über satte 70 Minuten eine schweißtreibende Ernte aus mehr als 15 Jahren Bandgeschichte. Neben „Es regnet“, „Große Augen“, „Zu klein“, „Alter Film“, „Prost Neujahr“, „Herzblut“, „Klostein“, „III“, „Takeshi“ und „T-800“ wurde mit „Beende deine Jugend“, „Theaterbraut“ und „Dien Bien Phu“ auch das neue Album, „Demut & Elite“, in durchaus genügsamer Weise gewürdigt.

Gerade bei den alten Stücken zeigte sich eindrucksvoll, dass Liedgut der BOXHAMSTERS vom inhaltlichen Betrachtungspunkt aus über jeden zeitlichen Verfall erhaben ist. Ohne Statements und fast ohne Ansagen spielte der Vierer sein Set mit gewohnter Inbrunst herunter und versprühte durch Zurückhaltung einmal mehr große Sympathie. Einziges Manko eines gelungenes Konzertabends markierte wie erwähnt der überwiegend mittelprächtige Sound, der die Klasse der BOXHAMSTERS als Liveband jedoch in keinster Weise schmähen konnte.

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