06.08.2023 – Diesel Boy / Versus the World – Düsseldorf, Pitcher

Der geneigte Fan musikalischer Live-Beschallung ist es mittlerweile gewohnt, dass Konzerte aufgrund von Lärmschutzauflagen oder anderer Belange frühzeitig starten müssen. Der Düsseldorfer Pitcher hat aus der Not eine Tugend gemacht. Wer in den Genuss dieser oder jener Band kommen möchte, muss gemeinhin den Vorabend opfern. Oder an Sonntagen einen Teil des Nachmittags. „Matinee Show“ heißt die Rubrik zum Wochenausklang: Anfang der Vorband 17:00 Uhr, Ende der Hauptband 20:00 Uhr. Kann man machen!

An besagtem Sonntag luden DIESEL BOY und VERSUS THE WORLD zur Matinee. Dem Ruf folgten rund 50 beflissene Individuen, denen der Sinn nach Pop-Punk stand. Oder, im Falle von VERSUS THE WORLD, eben Indie-Punk. Die Zweitgenannten, in deren Reihen auch LAGWAGON-Gitarrist Chris Flippin agiert, lieferte eine sehenswerte Darbietung ab. Ein Gutteil des Sets entfiel auf das jüngste Album, „The Bastards Will Live Forever“, darunter „Roadsick“, „Frank Sinatra“, „Poison the Well“ und „…And We Marched On“. Dazwischen wurden aber auch die älteren Werke der Kalifornier bedacht – u. a. mit „The Santa Margarita“, „She Sang the Blues“ und „Forgive Me“.

Bei Bands wie VERSUS THE WORLD ist es nicht selten, dass der auf Konserve dezent gezähmte Sound bei der Live-Präsentation beträchtlich an Wucht gewinnt. So auch hier. Der Punk-Anteil erhielt deutliches Übergewicht und die daran geknüpfte Energieausschüttung ließ sich bereits am in Strömen fließenden Schweiß ermessen. Dem Publikum gefiel’s; selbst wenn die Bewegungsfreude überschaubar blieb. Das galt auch für DIESEL BOY, deren erste Europa-Tour seit mehr als zwanzig Jahren – zumindest an diesem Tag – lediglich vereinzelt textsichere Fans vor die Bühne lockte. An der generellen Darbietung lag es nicht. Und auch nicht am neuen Gitarristen Jack Miller, dem partout kein Lächeln übers Gesicht huschen wollte.

Spaß hatte der Vierer um Frontmann Diesel Dave, dem neben Bassist Greg Hensley einzigen verbliebenen Gründungsmitglied, trotzdem. Die Zuschauerschaft ebenso – zumindest bei alten Hits wie „Cock Rock“, „Sleepy Soliloquy“, „Punk Rock 101“, „She’s My Queen“ oder „Titty Twister“. Denn die Beiträge vom aktuellen Album „Gets Old“ (darunter „Bismarck“, „The Finnish Line“ und „Dirty Dishes“) blieben, wie bereits auf Konserve, mitunter seltsam blass. Das minderte den Unterhaltungswert nicht zwingend, wohl aber die Ausbeute zum Mitschmettern einladender Songs. Damit blieb diese Matinee ein grundsolides Ausflugsziel für ältere (Pop-)Punk-Semester. Wer nicht zugegen war, verpasste allerdings nichts Weltbewegendes. Aber das wäre für einen Sonntagvorabend  wohl auch zu viel verlangt gewesen.

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