Sexy Beast (GB/E 2000)

sexy-beastIn seinem spanischen Landhaus führt der Ex-Kriminelle Gal (Ray Winstone) ein Leben fernab des Verbrechens. Mit seiner Frau Deedee (Amanda Redman) hat er kaum mehr zu tun, als den lieben langen Tag in der Sonne zu braten und einen kleinen Jungen durch die Gegend zu scheuchen, der den Garten und Pool reinigt. Das alles ändert sich jedoch schlagartig, als eines Abends ein befreundetes Ehepaar mit einer Botschaft herausrückt: Beim Spanier um die Ecke teilen Sie ihm mit, dass Don (Ben Kingsley) sich gemeldet hat.

Anhand der angstvollen Blicke aller Protagonisten kann man sich ansatzweise vorstellen, was für eine Sorte Mensch dieser Don ist. Doch er hat sich nicht nur gemeldet, sondern auch für den morgigen Tag persönlich am Flughafen angekündigt. Gal kann sich lebhaft vorstellen, was sein alter „Freund“ möchte, doch wie er Deedee versichert, wird er, egal wie lukrativ das Angebot auch sei, nicht ins kriminelle Leben zurückkehren. Doch Don gehört nicht zu den Menschen, die ein klares Nein akzeptieren.

Im Mittelpunkt dieser britischen Thriller-Groteske steht eindeutig Oscar-Preisträger Ben Kingsley („Gandhi“), der mit seiner herausragenden Ein-Mann-Show alle übrigen Darsteller locker an die Wand spielt und als Lohn eine Oscar-Nominierung und den europäischen Filmpreis einheimsen konnte. Kingsley spielt den unberechenbaren, wütenden, im nächsten Moment aber auch wieder friedvoll erscheinenden Don mit einer solchen Inbrunst, dass man sich als Zuschauer nur wünscht, einer solchen Person nie gegenüber zu stehen. Meist in kurzen, abgehackten und von ständigen Fluchtiraden begleiteten Sätzen kommunizierend, bringt Kingsley seine gegenüber bereits kurze Zeit nach seiner Ankunft in Spanien zur Verzweiflung.

Seine „Freunde“ kennt er noch aus älteren Tage, schämt sich aber nicht, die Porno-Vergangenheit einer alten Bekannten auszugraben oder einem anderen mitzuteilen, mit seiner Frau geschlafen zu haben. Göttlich ist auch die Szene, in der er wie kürzlich Gollum im „Herrn der Ringe“ einen inneren Konflikt vor dem Badezimmerspiegel austrägt, um den schlafenden Gal anschließend mit Tritten und Schlägen zu attackieren. Doch auch als Fluggast macht sich der in eigentlich jeder Szene provozierende Don keine Freunde. Sein eigentliches Opfer ist dabei Ray Winstone („Quadrophenia“), der gegen diesen übermächtigen Gegner keine Chance zu haben scheint.

Auch die Darstellung von Winstone als braungebrannter Aussteiger Gal, der versucht stets die Ruhe zu behalten, sollte in positivem Sinne erwähnt werden. Ergänzt wird die Darstellerriege unter anderem durch Ian McShane („Luftschlacht um England“). Der ehemalige Werbe- und Videoclip Filmer Jonathan Glazer hat mit „Sexy Beast“ einen wirklich bemerkenswerten Film mit netten optischen Einfällen und Top-Darstellern aus dem Hut gezaubert, der in der Independent- wie Mainstream-Szene für Furore sorgte und als erstes Highlight des noch jungen Jahres gewertet werden darf. Daran müssen sich vor allem viele Independent-Filme der Zukunft messen lassen.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

scroll to top