Red Cliff II (CN 2009)

red-cliff-part-2Auf die erste Schlacht folgt der Belagerungszustand. Am Ende von John Woos („Face/Off“) Historien-Drama „Red Cliff“ standen sich die die brüchige Allianz der zwangskoalierten Südreiche und das usurpierende Heer des Nordens lauernd gegenüber. Der abschließende zweite Teil der bildgewaltigen Verfilmung von Luo Guanzhongs „Geschichte der drei Reiche“ zeigt die Anstrengungen beider Lager um den strategischen Vorteil. Das erzählerische Tempo wirkt in der zwangsweisen Zuspitzung des Konflikts fast noch gemäßigter. Umso heftiger fällt die schlussendliche Eskalation der Gewalt aus.

Bevor die trügerische Stille aber in einen infernalischen Sturm aus Feuer und Blut umschlägt, lässt Action-Papst Woo in seinem ersten in der Heimat China produzierten Filmprojekt seit 1992 Besonnenheit walten. Der ursprünglich friedfertige und zahlenmäßig hoffnungslos unterlegene Süden, in eine Klippenfestung zurückgedrängt, versucht die auf dem Seeweg vorrückende Streitmacht von Nordpremier Cao Cao (Zheng Fengyi, „Lebewohl, meine Konkubine“) entscheidend zu schwächen. Truppenführer Zhou Yu (Tony Leung, „2046“) soll mit einer List die erfahrenen Admiräle des Gegners ausschalten, Stratege Zhuge (Takeshi Kaneshiro, „House of Flying Daggers“) für Nachschub an Pfeilen sorgen.

Einen beträchtlichen Teil der überlangen Laufzeit investiert Regisseur und Co-Autor Woo in ein taktisches Ränkespiel, bei dem Spione die Geschicke lenken, Intrigen die Moral des Feindes untergraben und selbst vor der Verbreitung einer Seuche nicht zurückgeschreckt wird. Dazwischen lotet der Filmemacher in gebotener Ausführlichkeit die Motive der Protagonisten aus und gewährt auch dem Schurken Cao Cao eine vielschichtige Entfaltung. Action indes bleibt rar gesät, die Konzentration auf die gängigen Kategorisierungen in Gut und Böse unterworfenen (Haupt-)Figuren wird in atmosphärischen Panoramen und schwelender Spannung nahezu ausgereizt. Bis sich das Feld im epischen Gefecht eines rüden Schlussdrittels spektakulär lichtet.

Die Unverhältnismäßigkeit des mit bestechendem Aufwand entfesselten Schlachtgetümmels gegenüber dem elegischen Vorlauf mag „Red Cliff II“ aus dem Gleichgewicht bringen. Dessen ungeachtet fesselt Woos dramaturgisch aufgeblasener und ebenso sehenswert gespielter wie detailversessen in Szene gesetzter Bilderrausch vom ersten Augenblick an. Zur poetischen Note passt hervorragend, dass der Ausgang des Krieges allein von der Windrichtung und der Angriffsverzögerung durch Zhou Yus schöne Gemahlin Xiao Qiao (Lin Chi Ling) entschieden wird. Selbst wenn sich am Ende auch die Sieger wie Verlierer fühlen. Aufgrund der tendenziellen Langatmigkeit kein Blockbuster im Hollywood-Stil, dürfte das opulente Spektakel Fürsprecher des asiatischen Kinos vollauf zufrieden stimmen.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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