In der Tang Dynastie ist vom ehemals großen China nicht mehr als eine Fassade übrig und der Unmut des Volkes findet in Rebellengruppierungen regen Zuspruch. Die meist gefürchtete Aufrührerbande sind die „Flying Daggers“. Deren Bedrohung schwindet selbst dann nicht, als ihr Anführer getötet werden kann. Denn ein Nachfolger ist schnell gefunden, dessen Identität jedoch nicht bekannt ist. Die beiden Polizisten Leo (Andy Lau) und Jin (Takeshi Kaneshiro) werden mit dem Auftrag betraut, das neue Oberhaupt ausfindig zu machen und zu eliminieren, wozu ihnen lediglich zehn Tage Zeit gewährt werden.
Die erste Kontaktaufnahme mit einer möglichen Zielperson findet in einem Freudenhaus statt. In dem arbeitet die blinde Mei (Zhang Ziyi) als Tänzerin, hinter der Leo vermutet, sie sei die Tochter des ehemaligen Flying Daggers-Führers und unter Umständen auch sein Nachfolger. Jin und Leo lassen die ahnungslose Mei in eine kleine Falle tappen, bei der Jin in angetrunkenem Zustand einen Streit provozieren soll, so dass Leo in der Lage ist, sie festzunehmen. Der Plan gelingt, Leo lässt sich von der Inhaberin des Bordells jedoch überreden, Mei noch eine Chance zu geben. Das so genannte „Echo-Spiel“ kann Mei mit Bravur meistern, jedoch greift sie danach Leo an und wird letztlich doch von ihm festgenommen.
Trotz intensivem Verhör und Drohgebärden ist aus der zierlichen Frau jedoch nichts herauszubekommen und so versuchen die beiden Polizisten abermals, Mei auszutricksen. Der draufgängerische Jin soll wieder in seine Rolle des Bordellbesuchers schlüpfen und Mei aus dem Gefängnis befreien, um auf der Flucht alle nur möglichen Informationen über die Flying Daggers in Erfahrung zu bringen. Um Mei nachhaltig davon zu überzeugen, dass sich hinter Jin wirklich ein Retter verbirgt, hetzt Leo ein paar Soldaten auf die beiden Flüchtigen, die jedoch von Jin zum Schein zurückgeschlagen werden. Während einer Rastpause trifft sich Leo mit Jin und weist ihn darauf hin, dass er seine Gefühle unter Kontrolle halten soll, um den Plan nicht zu gefährden. Weiterhin sichert er ihm zu, dass keine weiteren Angriffe zu befürchten seien. Jin weist die Warnungen, was seine Gefühlswelt angeht, weit von sich, doch bereits zu diesem Zeitpunkt schwindet sein sonst so souveränes Auftreten gegenüber Mei.
Trotz anderslautender Auskünfte werden die beiden neuerlich von Soldaten attackiert, die sich auch durch Jins Beteuerungen, dass alles nur ein Plan sei, nicht beeindrucken lassen und während des Kampfes wird Jin leicht verwundet. Wieder trifft er sich mit Leo und stellt diesen zur Rede. Die Wege von Mei und Jin trennen sich kurze Zeit später zunächst, nachdem Mei ihren Begleiter auf seine Gefühle zu ihr anspricht und dieser sie lapidar abweist. Mei gerät in einen Hinterhalt, aus dem sie auch der herbeieilende Jin nicht befreien kann. Beide werden von einer Schar Soldaten eingekreist, können aber von den Flying Daggers in letzter Sekunde befreit werden. Im Lager der Gruppe wird die wahre Identität von Jin ans Tageslicht gebracht und auch Leo wird plötzlich gefesselt vorgeführt. Beide sollen offenkundig sterben, doch während Leo von der Gruppe nicht allzu viel zu befürchten hat, bringt Mei es nicht übers Herz, Jin zu töten.
Nachdem sich Regisseur Zhang Yimou mit „Hero“ auf ungewohntes Terrain sowie die Spuren von Ang Lees weltweit ausgezeichnetem „Tiger & Dragon“ begab, verfilmte der vielfach prämierte Chinese mit „House of Flying Daggers“ nun seinen zweiten Ausflug ins Eastern-Genre. Der kann beinahe mühelos mit den beiden erstgenannten mithalten und beflügelt den Betrachter wieder durch einen wahren Bilderrausch. Wurde Yimou durch Dramen wie „Heimweg“ oder „Rote Laterne“ bekannt, so verband er diese dramatischen Züge in „Hero“ mit schier unglaublichen Kampfsequenzen, die schon allein aufgrund ihrer aufwändig gestalteten Inszenierung Erwähnung in den Filmbüchern finden müssen. Am Kampf Mann gegen Mann scheint er Gefallen gefunden zu haben, denn auch in seinem neuesten Geniestreich gibt es wieder einige atemberaubende Martial-Arts-Szenen zu bewundern, die in dieser Form auch nur aus Fernost kommen können.
Im Gegensatz zu „Hero“ wirken die Kampfszenen jedoch noch ein wenig homogener und man sieht dem Film in diesen Momenten an, dass Yimou bereits Erfahrungen in diesem Bereich sammeln konnte. Zwar wirkten die Kämpfe auch in „Hero“ alles andere als steif, doch die Wucht der Bilder und die Choreografie packen den Zuschauer noch mehr als beim Vorgänger. Wählte Yimou bereits dort die unterschiedlichsten Orte als Kulissen für seine ausgetragenen Kämpfe, so behält er dies auch in „House of Flying Daggers“ bei. Keine Auseinandersetzung findet an ähnlichen Orten statt; ob nun in einem herbstlichen Wald, einem kniehohen Gräserfeld, inmitten eines engen Bambuswaldes oder von Schneegestöber umgeben, die unterschiedlichen Bilder sowie deren Kraft und Ausdrucksstärke harmonisieren perfekt mit den gezeigten Kampfeskünsten der Protagonisten.
In malerische Naturkulissen gehüllt, werden diese Szenen durch den Einsatz von Zeitlupen oder ausgiebigen Kamerafahrten, bei denen Pfeile oder Dolche begleitet werden, verstärkt. Auch die Tanzsequenz Zhang Ziyis zu Beginn des Films, die mit einem „Echo Spiel“ verknüpft wird, hätte dynamischer und graziler wohl nicht in Szene gesetzt werden können und als Betrachter wird man sich letztlich nur staunend im Kinosessel wiederfinden. Hauptaugenmerk legt Yimou nicht auf eine Handvoll Charaktere, sondern im Mittelpunkt stehen lediglich drei Personen. Objekt der Begierde ist dabei wieder einmal Zhang Ziyi, die in Yimous „Heimweg“ ihr Leinwanddebüt gab und auch in „Hero“ in einer kleineren Rolle zu sehen war. Ziyi spielt wie üblich auf hohem Niveau und wird ihrem Ruf als eines der Aushängeschilder des asiatischen Films wieder mehr als gerecht.
An ihrer Seite bzw. ihr gegenüber steht als erstes Andy Lau, der nicht nur ein anerkannter Schauspieler, sondern auch ein überaus erfolgreicher Sänger in Fernost ist. Dem Zuschauer zuletzt durch sein Mitwirken in „Infernal Affairs“ oder „Fulltime Killer“ bekannt, werden seine wahren Absichten und Pläne erst im letzten Drittel des Films offenbart. Lau spielt souverän, wie man es gewohnt ist, im Gegensatz zu seinen beiden Co-Stars hat er jedoch auch weniger Zeit zur Entfaltung. Häufig wirkt sein Schauspiel ein wenig unterkühlt, wobei er allerdings im weiteren Verlauf des Films mehr und mehr die Gelegenheit bekommt, sich auszuzeichnen. Ebenfalls gewohnt überzeugend gibt sich der dritte im Bunde, Takeshi Kaneshiro, der u.a. in den Wong Kar Wai Filmen „Fallen Angels“ und „Chunking Express“ zu sehen war.
Kaneshiro spielt äußerst emotional, ähnlich wie Zhang Ziyi, was zu seiner Figur passt und seine Wandlung glaubwürdig werden lässt. Diese Dreierkonstellation nutzt Zhang Yimou, um den Zuschauer das ein oder andere Mal auf eine falsche Fährte zu führen. Die Wendungen und Haken, die seine Geschichte gegen Ende nimmt, wirken auf Anhieb vielleicht ein wenig zu viel des Guten, doch rücken dadurch auch nicht die Kampfszenen in den Vordergrund, sondern zu jeder Zeit die gefühlsmäßige Bindung zwischen den Hauptprotagonisten. „House of Flying Daggers“ entführt den Zuschauer in eine eigene Welt, die durch Kampf, Intrige sowie vor allem Liebe und Dramatik bestimmt wird. Die Frage nach einem besser oder schlechter neben den bereits hochgelobten „Tiger & Dragon“ sowie „Hero“ stellt sich nicht, denn der Film funktioniert und lebt seine eigene Art, unabhängig von unbestrittenen Ähnlichkeiten zwischen diesen Filmen. Solch intensive Werke bekommt man nicht allzu oft zu sehen.
Wertung: (8 / 10)