Auf Distanz – Töten um zu leben (E 2006)

auf-distanz-toeten-um-zu-lebenWegen bewaffneten Raubüberfalls hat Ex-Boxer Daniel (Miguel Ángel Silvestre, „Reflections“) zwei Jahre im Knast gesessen. Kurz vor seiner Entlassung taucht plötzlich ein Unbekannter (José Coronado, „El Lobo – Der Wolf“) auf, der ihm einen Mord anzuhängen droht, den er nicht begangen hat. Zur Gewährleistung seiner Verschwiegenheit soll Daniel einen Mithäftling töten. Das Opfer, ein blinder Strip Club-Betreiber, ist schnell aus dem Weg geräumt. Bereinigt ist die Angelegenheit damit aber längst nicht.

Der von Iñaki Dorronsoro geschriebene und inszenierte Film bemüht sich um den Spagat zwischen Thriller und Drama. Da ist der auf die schiefe Bahn geratene Boxer, der wieder auf die Füße zu kommen versucht und unvermittelt zwischen die Fronten von Polizei und Verbrechersyndikat gerät. Dabei begegnet er auch seinem Erpresser wieder, der sich als korrupter Bulle in Diensten der Unterwelt entpuppt. Verquast wird die Situation, als Daniel ausgerechnet mit Raquel (Belén López, „Montags in der Sonne“) anbandelt, der als Prostituierte arbeitenden Witwe des durch seine Hand getöteten Sträflings.

Die ruhige Erzählung setzt auf Desillusionierung und Ausweglosigkeit, was die überzeugenden Darsteller bekräftigen. Allerdings leidet die Geschichte unter einer grundlegenden Unglaubwürdigkeit, die Beweggründe und Aktionen der Protagonisten oftmals infrage stellt. Hinzu kommt eine relative Spannungsarmut, die sich gegen Ende zerstreut, von echtem Nervenkitzel jedoch weithin entfernt bleibt. Die angestrebte Komplexität des Handlungsgefüges verkommt so zu einer angestrengten, metaphorisch aufgeladenen Schuld-und-Sühne-Verkettung, bei der die Hauptfiguren nach Erlösung streben.

Moralische Dilemma werden bloß angedeutet, die jeweilige Zerrissenheit der Charaktere als gegeben vorausgesetzt. Daniel, der beim Comeback im Boxring seinen väterlichen Mentor (Federico Luppi, „Cronos“) enttäuscht, wird unwissentlich zur Schlüsselfigur bei der Aufspürung belastenden Beweismaterials. Durchaus kunstvoll löst Dorronsoro den Knoten inhaltlicher Verstrickungen auf. Der Vorlauf aber wirkt mit der zum Scheitern verurteilten Liebesgeschichte, den sehenswert choreographierten Sportszenen und der unergründlichen Beziehung zwischen Boxer und dreckigem Cop einfach zu überfrachtet.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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