Drag Me to Hell (USA 2009)

drag-me-to-hellSam Raimis Karriere begann mit dem ebenso berühmten wie berüchtigten Splatter-Klassiker „Tanz der Teufel“. Dem folgten zwei ironische Fortsetzungen und der betuliche Aufstieg in Hollywoods Oberhaus. Mit „Spider-Man“ behauptete er sich erfolgreich im Blockbuster-Geschäft, hielt dem Horror als Produzent (u.a. „The Grudge“, „30 Days of Night“) aber weiterhin die Treue. Beim amüsanten Schocker „Drag Me to Hell“ nahm Raimi selbst auf dem Regiestuhl Platz und entdeckt nach langer Abstinenz die klassische Geisterbahn wieder. Wenn auch ohne Beisein von B-Star Bruce Campbell.

Dessen Part, respektive den von Dämonen geplagten Anti-Helden, übernimmt Alison Lohman („Things We Lost in the Fire“), die als Bankerin Christine mit einem Todesfluch belegt wird. Im Buhlen um den Posten der stellvertretenden Filialleitung zeigt sie Härte und verweigert einer alten Zigeunerin den Aufschub der Hausräumung. Als sich die flehende Schuldnerin, die neben Rachenrotz auch falsche Zähne auf Christines Schreibtisch zwischenlagert, gedemütigt fühlt, wird sie zur Furie und hetzt ihr ein gehörntes Geisterwesen auf den Hals, das sie nach drei Tagen in den Schlund der Hölle zerren soll.

Mit Ironie und Tempo treibt Raimi die Verfluchte durch eine rabiate Tour de Force, bei der für Subtilität und Andeutung keine Zeit bleibt. Ein indischer Wahrsager offenbart Christine ihr Schicksal, was Freund Clay (Justin Long, „Stirb langsam 4.0“), einem jungen Akademiker, nur ungläubiges Kopfschütteln abringt. Doch erste Übergriffe der unsichtbaren Gefahr lassen nicht lange auf sich warten. Schon bald wird die Gescholtene durch die Luft gewirbelt, ins Interieur gekegelt oder während der Arbeit von heftigem Nasenbluten übermannt. Als auch die Opferung des Stubentigers keine Wirkung zeigt, sucht sie mit Hilfe einer erfahrenen Spiritistin die Konfrontation.

Lustvoll greift Raimi zum Selbstzitat und auf bewährte visuelle Stilmittel wie steile Kamerawinkel und abrupte Zooms zurück. Dazu spritzen die Körpersäfte und schweben in drohender Pose die Besessenen. Den Mainstream bereichert der Kult-Regisseur um Ekelszenen, die gleichermaßen Abscheu und Gelächter forcieren. Mit „Drag Me to Hell“ gelingt ihm damit ein ungemein kurzweiliger Terror-Trip, der sich in seiner unverkrampften Beschränkung auf das wesentliche Moment des Genres, nämlich die pure Lust am Spiel mit Schatten und Erwartung, wohltuend aus der Masse an Slasher- und J-Horror-Remakes abhebt. Und das selbst noch mit der zwar kalkulierten, jedoch konsequent garstigen Schlusspointe.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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