Dracula braucht frisches Blut (GB 1973)

dracula-braucht-frisches-blutDer Fall des Studios Hammer: In „Dracula braucht frisches Blut“ passt selbst der deutsche Titel (im Original lautet er „Satanic Rites of Dracula“) zum ganzheitlichen Scheitern. Denn mitnichten dürstet es den klassischen, wiederum von Christopher Lee („Der Mann mit dem goldenen Colt“) verkörperten Karpaten-Grafen nach dem Lebenssaft der Sterblichen. Auf der Agenda des offenkundig wahnsinnigen Untoten steht vielmehr die Ausrottung der gesamten Menschheit. Zu diesem Zweck hat er mächtige Verbündete aus Politik, Wirtschaft und Forschung um sich geschart.

Einer davon, ein Nobelpreisträger in Chemie, hat in Heimarbeit einen radioaktiven Pesterreger kredenzt. Natürlich in offenen Petrischalen! Die Motive Draculas behielt Skriptschreiber Don Houghton, auf dessen Kappe auch der muntere Genremix „Die sieben goldenen Vampire“ geht, schön für sich, so dass an seiner (damaligen) Zurechnungsfähigkeit durchaus Zweifel angebracht sind. Aber sei es drum, der Obervampir strebt die bakteriologische Kriegsführung an und treibt seine Pläne zwischen Konzernzentrale und einer weißen Villa im Londoner Umland emsig voran.

Dort geht eine asiatische Hohepriesterin teuflischen Ritualen nach und darf sich durch das Zutun einer obskuren Fellwesten-Bruderschaft auch vor dem Zugriff von Polizei und Geheimdienst, vertreten durch Inspektor Michael Coles („Dracula jagt Mini-Mädchen“), sicher fühlen. Mit dem Eingreifen von Professor Van Helsing (Peter Cushing, „Star Wars“) und seiner neugierigen Enkelin Joanna Lumley („Der Rosarote Panther wird gejagt“) aber wendet sich das Blatt. So nehmen die Vampir-Bräute im Keller ein tödliches Sprinklerbad, der Herrschaftssitz geht in Rauch auf und der irre Dracula verfängt sich im Dorngestrüpp.

Die zumindest aus Perspektive der Trash-Fraktion herrlich bestusste Modernisierung des Themas gibt sich deutlich gewaltbetonter und blutiger als die („Dracula und seine Bräute“ ausgeklammert) sechs ebenfalls mit Lee besetzten Vorgänger. Der mangelnden Qualität entsprechend macht sich der legendäre Vampir-Darsteller rar und überlässt das Feld dem ausgemergelten Cushing, dem der Tod von Gattin Violet Beck 1971 sichtlich den Lebensmut raubte. Stimmungsvoll, wie in den Außenansichten des scheinbar menschenleeren London, wird es nur selten. Ein für Hammer-Verhältnisse unsägliches, immerhin aber mit ausreichend unfreiwilliger Komik gespicktes Spätwerk.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

scroll to top