Dracula Saga (E 1972)

dracula-sagaDas Voiceover kündet vom drohenden Aussterben der Vampire. Dracula und seine aristokratische Sippe scheinen zwar noch imstande, den Lebenden das Blut auszusaugen und ihre Opfer selbst in Geschöpfe der Nacht zu verwandeln. Die eigene, die reine Blutlinie aber bringt keinen vorzeigbaren Nachwuchs mehr in die Welt. Wen es nach einem Beweis verlangt, der ergötze sich an der grässlichen (dazu unfreiwillig komischen) einäugigen Missgeburt, die im Schloss des Clans vor aller Augen verborgen und regelmäßig mit dem Lederriemen traktiert wird.

Anno 1972 inszenierte Léon Klimovsky („Blutrausch der Zombies“) das traditionell gehaltene Horror-Drama „Dracula Saga“. Während das Vampir-Genre allmählich in der Gegenwart Einzug hielt und selbst die legendären (obgleich spürbar strauchelnden) Hammer-Studios die Symbiose aus klassischen Grusel-Motiven und dem Flair der grellen 70´s wagten, setzte der in Argentinien geborenen Filmemacher auf post-barocke Kostümvielfalt und ein hergebracht abergläubisches Provinzmilieu. Auf Blut und Gewalt verzichtete er, ebenfalls gegenläufig zum sich etablierenden Trend, zugunsten einer dichten Atmosphäre, weitgehend.

Dafür kokettiert Klimovsky, der auch Spaghetti-Western wie „Django kennt kein Erbarmen“ drehte, mit verstörenden Zwischentönen. Die zeigen sich gleich zu Beginn, wenn die schwangere Berta (Tina Sáinz), Nichte des besorgten Grafen Dracula (Narciso Ibáñez Menta, „Der Fetzer mit dem sanften Blick“), auf der Kutschfahrt in die alte Heimat von finsteren Träumen geplagt wird. In denen, optisch stimmungsvoll verfremdet, wird sie mit einem Mann konfrontiert, den das Haupt einer Fledermaus schmückt. Gatte Hans (Tony Isbert, „Orgie des Todes“) dagegen gibt sich unbesorgt. Das jedoch soll sich bald ändern.

Bertas Einladung durch die Familie dient selbstredend der vampirischen Erbfolge, was neben nächtlichen Schrecken im Wald – wo auch Zigeuner ihr Unwesen treiben – erzählerische Zähigkeit hofiert. Was die Schwangere erst schmerzhaft herausfinden muss, ist für den Zuschauer längst bekannt, so dass das schleichende Unbehagen erst am Schluss in Nervenkitzel umschlägt, wenn Berta, vom plötzlichen Blutdurst des Ungeborenen geschwächt, zur Axt greift. Das gelungene Finale rundet den ansehnlich gespielten und hübsch ausstaffierten Streifen ab. Etwas zügiger hätte der Plot gern abgehandelt werden dürfen. Für Fans des altmodischen Horrors aber allemal eine Entdeckung wert.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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