Dirty Harry kommt zurück (USA 1983)

dirty-harry-4„Go ahead, make my day.” – Callahan

Ein zynischer Superbulle auf Urlaub. Dabei hatte er doch gerade erst sieben Jahre Pause. Diese Zeitspanne nämlich liegt zwischen „Der Unerbittliche“ und „Dirty Harry kommt zurück“, dem dritten und vierten Teil der stilbildenden Polizeifilm-Serie. Deren Legendenpotential war längst verwirkt, als Clint Eastwood 1983 selbst Hand anlegte und neben der Hauptrolle auch die Regie übernahm. Ein neues Jahrzehnt also, in dessen Anbeginn sich trefflich der lebende Anachronismus spiegelt, den der unbeugsame Cop mit der großen Knarre verkörpert.

Die Magnum wird dabei mehr denn je zum Phallus, was in der ungewöhnlichsten Fortsetzung des Themas durchaus symbolischen Charakter vorweist. Denn nachdem er einen Mafiosi vor der Familie zur Herzattacke trieb, bekommt er, um die Wogen zu glätten, Urlaub aufgebrummt. Während dem aber häuft er weiter Leichen auf, so dass ihn die Vorgesetzten auf die Spur eines Mordes senden, die von San Francisco in ein kleines Küstenstädtchen führt. Dort treibt denn auch bald ein mysteriöser Mörder sein Unwesen, der den Opfern erst ins Gemächt und anschließend ins Hirn ballert.

„We´re not just going to let you walk out of here.“ – Callahan
„Who is ´we´, sucker?” – Strolch
„Smith and Wesson and me.” – Callahan

Um Spannung und Nervenkitzel geht es Eastwood dabei nicht, weshalb mit Jennifer (Sondra Locke, „Der Texaner“) auch bald die Täterin vorgeführt wird. Natürlich geht es um Rache, hier für eine Vergewaltigung, die ihre jüngere Schwester traumatisiert und fortan sprachlos zurückließ. Die vor der eigentlichen Hinrichtung der Schuldigen stehende Entmannung – die einzige Frau in reihen der Peiniger bekommt die erste Kugel in die Brust – wirkt da nur rechtens, wobei es Eastwood auch nicht um eine Verurteilung des Racheengels geht. Da liegt die Neuerung. Harry Callahan, selbst Vorreiter zweifelhafter Methoden, sieht zugunsten der gebilligten Selbstjustiz von der eigentlich unumstößlichen Rechtschaffenheit ab.

Diskussionswürdig bleibt sicherlich die Darstellung der Gewalt, die, im Geiste des exploitativen Kinos der Siebziger brutal ausgeschlachtet, eine zweifelhafte Rechtfertigung erlangt. Einen Teil des erlittenen Unrechts bereinigen Callahan und sein verchromter Phallus-Ersatz gleich noch selbst. Die Vergewaltiger sind sowieso allesamt Abschaum, da darf das Gesetz ruhig auch mal in die eigenen Hände genommen werden. Handwerklich aber gestaltet Eastwood den harten Krimi sehenswert, was in direkten Bildern und bedrohlichem Grundton für ein konstantes Stimmungsbild sorgt. Nicht so gelungen wie die ersten beiden Teile, dafür eine deutliche Steigerung zum faden dritten Aufguss. Ein Thriller von Format.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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