I Spit on Your Grave 2 (USA 2013)

ispitonyourgrave2Als 2010 das Remake von Meir Zarchis überschätztem „Day of the Woman“ (so der eigentliche, auch vom Macher bevorzugte Originaltitel von „Ich spuck auf dein Grab“) recht positive Kritiken einheimste, war die Frage nach einem möglichen Fortlauf auch ungeachtet der Tatsache, dass die Geschichte als in sich abgeschlossen betrachtet werden darf, obligatorisch. Doch besonders im Horror-Genre findet man immer einen Weg, das(selbe) Grauen erneut zu inszinieren.

Katie (Jemma Dallender) ist ein junges, kluges und darüber hinaus sehr hübsches Mädchen. Und was stellt man bzw. frau heutztage mit solchen Attributen an? Richtig – es wird vom großen Durchbruch in der glitzernden Modewelt geträumt. Danke, Frau Klum! Doch bis es soweit ist, muss sie sich, wie die restlichen 80.457.965 Nachwuchsmodels, durchs Leben kellnern, um über die Runden zu kommen. Eines Tages berichtet ihr ein Talentscout von einem Studio, welches kostenlos Setcards ausstellt. Das Angebot sollte das arme Mädchen schleunigst annehmen, denn ein professionelles Shooting kann es sich nicht leisten. Und da der Talenttante ihre Präsentiermappe für New Yorker Verhältnisse (natürlich) viel zu rural daherkommt, ist der Entschluss schnell gefasst.

Dass Katie schon beim ersten Telefonat besser das Weite gesucht hätte, als sie von einer dissonanten Stimme im gebrochenen Englisch stringent auffordert wird, vorbeizukommen, hätte ihr die kommenden Qualen erspart. Aber wir sind ja in einem Horrorfilm und so kommt es, wie es kommen muss. Eine Vergewaltigung später, welche, und das soll alles andere als ein Kritikpunkt sein, bei Weitem nicht so drastisch umgesetzt wurde, wie jene im drei Jahre zuvor gedrehten Erstling, erwacht sie in einem Kerker in Bulgarien (!). Es folgen der Ausbruch und blutigste Rache an ihren Peinigern. Man kennt das ja schon. Und obwohl Steven R. Monroe, der den ersten Teil nach einem Originaldrehbuch von Meir Zarchi persönlich verwirklichte, erneut auf dem Regiestuhl Platz nehmen durfte, fällt das Resultat deutlich ernüchternder aus.

Schluckt man die größten Logikbrocken – wie zum Geier transportieren die Peiniger Katie unbemerkt vom Big Apple in ein Kaff am Arsch des östlichen Europas und wie schafft es die gebrochene Frau nach all der Tortur, in der Kanalisation (!) zu überleben, wohlgemerkt in einem Land, von dem sie zuvor wahrscheinlich nicht einmal geahnt hat, dass es überhaupt auf der Weltkarte existiert? -, entlohnt der Rest leider auch nur geringfügig. Der Großteil der Handlung wird darauf verwendet, Katies unmenschliche Folterer wirklich schlimme Dinge mit ihr anstellen zu lassen. Das muss so sein, schließlich wissen wir spätestens seit  Eli Roths „Hostel“, dass Osteuropa nur von den wüstesten Barbaren bevölkert wird.

Der Racheanteil, der sehr intensiv und derb ausfällt, weshalb man eine unzensierte Fassung des Streifens wohl wieder nur bei den anscheinend nicht minder barbarischen Nachbarn in Österreich ergattern kann, bekommt nicht einmal ein Drittel der Laufzeit spendiert. Dass sich ein gewisser Thomas Fenton zudem für das Szenario verantworten muss, erklärt einige recht komplizierte Todesarten bzw. Folterinstrumentarien – dem guten Herrn Fenton verdanken wir nämlich auch den vierten Teil der „Saw“-Saga. Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass Jemma Dallender zwar gewiss nicht minder attraktiv ist als ihre im Vorgänger geschundene Kollegin Sarah Butler, doch an deren ausgereifte Performance kommt sie nur selten heran.

Ein echter Sicko ist auch der zweite Teil von „I Spit On Your Grave“ geworden, wie sollte es bei solch einer Thematik auch anders sein? Doch mit dem grundsoliden Vorgänger kann er es zu keiner Zeit aufnehmen.  Würde Kritiker-Guru Roger Ebert noch unter den Lebenden weilen, so hätte er auch diesen Part sicherlich mit null Sternen bewertet, wie zuvor das 1978er Original und  ebenso auch das Remake von 2010. Womöglich darf in den nächsten Jahren noch ein dritter Teil von sich Reden machen und vielleicht denkt sich ein findiger Produzent, mal einen „Day of the Man“ auf die Menschheit loszulassen.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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