Anti-Flag – American Spring (2015, Spinefarm Records)

anti-flag-american-springANTI-FLAG sind für vieles bekannt. Leise, missverständliche Töne gehören aber garantiert nicht dazu. Die Band aus Pittsburgh, Pennsylvania hat – mal wieder – ein neues Album veröffentlicht. Das bereits zehnte Studioalbum, um genauer zu sein, auf dem das Quartett in bekannter Manier und schonungslos wie eh und je die Finger in politische und soziale Wunden legt.

Seit Jahren zelebrieren ANTI-FLAG ihre eigene Art des hymnischen Punkrocks. Je nach persönlichem Gusto fällt dieser mal etwas härter oder etwas poppiger aus. Auf „American Spring“ offenbart die Band nicht die zum Teil brachiale Wut von „The People Or the Gun“, klingt jedoch auch nicht so gemäßigt wie auf „The General Strike“. Und auch wenn sie nicht an ihr großartiges Fat Wreck-Release „The Terror State“ heranreichen, so wollen es ANTI-FLAG offensichtlich doch noch einmal allen zeigen.

Inhaltlich ist das natürlich nicht schwer. „American Spring“ läuft vor kritischen Tönen fast über, ist voller Wut über die herrschende Elite und prangert großflächig Ungerechtigkeiten an. Viel wichtiger jedoch, auch musikalisch ist das Album außerordentlich gut gelungen und stellt die jüngeren Veröffentlichungen locker in den Schatten. Was mit „Fabled World“ bereits sehr melodisch, wenn auch fast etwas gewöhnlich, beginnt, nimmt mit „The Great Divide“ deutlich mehr Fahrt auf. Schnell und kompromisslos kommt die Band auf den Punkt und auch der hymnische Refrain bleibt länger als fünf Minuten hängen. Beim im unteren Midtempo Bereich verankerten „Brandenburg Gate“ haben sich ANTI-FLAG mit Tim Armstrong (RANCID) prominente Unterstützung ins Boot geholt, der den ohnehin schon nölig kratzigen (Justin Sane) bzw. krakeligen (Chris #2) Gesang um eine weitere Nuance bereichert.

Mit „Sky is Falling“ nähern sich die Herren mit ein bisschen Fantasie sogar einer Band wie RISE AGAINST an. Stilistisch bleibt sich die Band aber stets treu, auch wenn der Blick immer wieder mal dezent über den Tellerrand hinausgeht. Das große Plus des Albums ist seine Vielseitigkeit. Abwechslung war für ANTI-FLAG zuvor zwar schon kein Fremdwort, selten aber klangen sie ausgewogener als hier. Das hinterlässt von Anfang an einen anderen Eindruck, als es beispielsweise beim eher durchwachsenen Vorgänger „The General Strike“ der Fall war. Fans der Polit-Punks dürfen sich demnach freuen, denn inhaltlich als auch musikalisch überzeugen ANTI-FLAG nach einer gewissen Durststrecke mal wieder auf ganzer Linie.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

scroll to top