Anti-Flag – American Fall (2017, Spinefarm Records)

ANTI-FLAG haben in all den Jahren (gefühlt) schon gegen alles und jeden ihre Stimme erhoben. Zu Zeiten von George W. Bush liefen sie in der ersten Reihe der Protestanten mit und präsentierten mit „The Terror State“ ihr vielleicht bestes Album überhaupt. Die folgenden Platten behandelten eher allgemeine politische und soziale Missstände. Es fehlte aber – so zumindest wirkte es immer wieder – dieser eine große Gegenspieler, an dem man seinen Protest festmachen konnte. Ein solcher residiert in Form von Donald Trump nun seit etwa einem Jahr im Weißen Haus. Ein deutliches Statement der Band aus Pittsburgh war angesichts seiner Politik und allen Nebengeräuschen nur eine Frage der Zeit.

Wäre es nicht so traurig, könnte man Trump fast dankbar sein. Denn der politische Protest hat während der Obama-Jahre deutlich abgenommen. ANTI-FLAG sind die ersten, die sich dem Thema Trump in Gänze und mit ihrer gewohnten Klarheit widmen. Musikalisch fällt „American Fall“ dagegen gemäßigter aus. Dass die Herren um (Haupt-)Sänger Justin Sane wütend sind, kann man hören. Garniert wird dies jedoch mit selbst für sie sehr eingängigen Songs, die nicht selten an kommerziell deutlich erfolgreichere (Punk-)Bands wie RISE AGAINST oder GREEN DAY erinnern. „The Criminals“, „Finish What We Started“ oder „Casualty“ überzeugen vor allem durch sehr melodische und hymnische Strukturen. Die Hitdichte war schon lange nicht mehr so hoch und mit dem Ska-lastigen „When the Wall Falls“ erinnern sie gar an alte RANCID.

Mit „American Fall“ zeigen die alten Klassenkämpfer noch, was in ihnen steckt. Langweilig wird das auch nach dem fünften Durchgang nicht. Und das war in den letzten Jahren gewiss nicht immer der Fall.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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