21.04.2011 – Blood for Blood / Street Dogs – Berlin SO36

bloodforblood2011Osterzeit ist Groezrock-Zeit. Und auch wenn die Reise zum belgischen Festival-Hit mal wieder durch eine breite Variation verschiedenster Gründe unmöglich erscheint, besteht selten Anlass zur Trauer. Denn schließlich schaut eine Vielzahl der dort aufspielenden Bands um das Konzertspektakel herum auch auf hiesigen Bühnen vorbei. Das hat bisweilen etwas von Krümeln auflesen, aber lieber ein bisschen Mühe machen als bestimmte Bands verpassen! Zu denen zählen auch die noch frisch wiedervereinten BLOOD FOR BLOOD, deren ´White-Trash-Hardcore-Rock ´n Roll´ auf europäischen Brettern schon früher wahrlich kein Dauergast war.

Zur Einstimmung aufs Osterfest öffneten sich am Gründonnerstag die Pforten zum restlos ausverkauften Kreuzberger SO36 und gaben den Blick frei auf ein buntes Abendprogramm mit sehenswerten Headlinern und durchwachsenen Vorbands. Als cleverer Schachzug darf sicherlich gewertet werden, dass BLOOD FOR BLOOD mit den STREET DOGS kombiniert wurden, die wiederum mit den MAHONES gerade ihre abgesagte Wintertour nachholen. Offenbar sind aber selbst drei namhafte Combos nicht genug, weshalb auch die CRUSHING CASPARS und MY CITY BURNING zum Line Up hinzu berufen wurden. Große Augen waren da durchaus angebracht.

Den Aufschlag besorgten die letztgenannten Niederländer, die ihr beachtliches Debütalbum „Lone Wolves“ vorstellten und mit Brechern der Marke „This is the End“ für Stimmung sorgten. Der Sound war klasse, die Songs aufgrund vermehrt eingebrachter Kollektivgesänge weit hymnischer als auf Platte. Für Überraschungen ist der bollernde Hardcore der Jungs sicher nicht prädestiniert. Bei einem solch ausgeprägten Spaßlevel kann man die mangelnde Originalität aber locker verschmerzen. Der anschließende Auftritt der kanadischen Folk-Rocker THE MAHONES kam da trotz routinierter Darbietung und Beiträgen wie „The Ghost of the Whiskey Devil“ nicht heran.

Der Pulk jedenfalls wollte sich vom nur bedingt packenden POKES-Fahrwasser trotz partiell erhöhtem Punk-Anteil nicht so recht mitreißen lassen. Wie das geht stellten später einmal mehr die STREET DOGS unter Beweis, vor denen aber noch die CRUSHING CASPARS zum Rundumschlag ausholten. Der ´Baltic Sea Hardcore´ der Rostocker steht in der Tradition von MIOZÄN oder RYKERS, riecht in der Dreingabe von Punk und Metal stets nach alter Schule und bereitet, sofern man dem bewährten teutonischen Krachschlägertum Sympathie entgegenbringt, auch zünftiges Vergnügen. Die Stimmung jedenfalls stieg – und erreichte mit den STREET DOGS ihren ersten echten Höhepunkt.

Die Bostoner Punk-Rocker mit punktiertem Folk-Touch sind live einfach eine Bank. Frontmann Mike McColgan gibt stets alles und wer die Texte kennt, kommt ums Mitsingen eigentlich nicht herum. Das Set bestand in erster Linie aus bewährten Gassenhauern wie „Back to the World“, „Savin Hill“, „Not Without a Purpose“ oder „Tobe’s Got a Drinking Problem“, wobei der jüngste Hit „Punk Rock and Roll“ natürlich nicht fehlen durfte. So wurde es eine erwartungsgemäße Sause mit hohem Einsatz auf wie vor der Bühne. Mit dem Auftauchen von BLOOD FOR BLOOD (Rob Lind wurde dabei wieder von BIOHAZARD-Sänger Billy Graziadei vertreten) sollte sich die Atmosphäre allerdings noch einmal steigern.

Die Mannen um Schwergewicht Eric Medina spielten bei der Persistence Tour im vergangenen Dezember ihre erste Deutschland-Show seit 2004. Entsprechend heiß schienen die Fans auf einen Nachschlag. Die Band genoss die Partizipationsbereitschaft ihrer Anhängerschaft sichtlich und dankte es mit einer Kaskade altgedienter Prollo-Hymnen, die zwischen „I am the Enemy“, „Ain’t Like You“, „Some Kind of Hate“ und natürlich „Wasted Youth Crew“ sämtliche Schaffensperioden abbildeten. Mitunter mögen BLOOD FOR BLOOD stumpf erscheinen. Aber allein die Tatsache, diesen Klassiker des Hardcore (wieder) live erleben zu können, gab an diesem insgesamt gelungenen Abend bereits ausreichend Anlass zur Freude. Es geht eben auch ohne das Groezrock!

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