Street Dogs – Street Dogs (2010, Hellcat Records)

Vielleicht kommt jemand irgendwann einmal auf die Idee, das Leben von Mike McColgan zu verfilmen. Denn der Mann hat schließlich schon jetzt mehr erlebt als andere in wenigstens zwei oder drei Leben. Soldat im ersten Golfkrieg war er, seinen Kindheitstraum des Feuerwehrmanns hat er sich erfüllt und Punkrocker ist er sowieso. Und als solcher hat sich das ehemalige Gründungsmitglied der legendären DROPKICK MURPHYS mit seinen STREET DOGS in den letzten Jahren mehr als nur etabliert. Das mag neben ihren begeisternden Live-Shows auch am Arbeitspensum liegen. Denn mit ihrem selbstbetitelten Album erscheint bereits die fünfte Langrille in gerade einmal acht Jahren Bandhistorie. Und eines darf man getrost vorwegnehmen: „Street Dogs“ gehört schon jetzt zu DEN Punkrock-Platten des Jahres! 

Wer ein Album im Stile von „State Of Grace“ erwartet, wird enttäuscht werden. Denn die Straßenköter ziehen das Tempo merklich an. Nach dem heimatverbundenen Dudelsack-Intro setzt das Quintett mit „Rattle and Roll“ erst einmal ein hartes und schnelles Ausrufezeichen. Dies steht der gewohnten Eingängigkeit jedoch mitnichten im Wege, was dann vor allem „Up the Union“ zeigt, eine der besten STREET DOGS-Hymnen überhaupt. Das folgende „Punk Rock and Roll“ legt in Punkto Eingängigkeit fast noch zu, wirkt aber insgesamt rockiger und erinnert mit dem scheppernden Klavier im Hintergrund ein wenig an Jerry Lee Lewis. Dies zeigt zudem bereits früh die Vielfalt des Albums, auch wenn unter dem Strich die Songs sicherlich schneller und weniger experimentierfreudig als auf dem Vorgänger sind. Die ruhigeren Nummern fallen erst nach einigen Durchläufen auf, vorher dominieren Tempo und hymnische Energie. Damit lassen sie sogar ein Album wie „Back to the World“ erschöpft im Staub zurück.

Inhaltlich gibt sich McColgan immer wieder ernst und nachdenklich. Sei es das allgemeine Weltgeschehen rund um Finanzkrise („Hang Em High“) und Kriege oder aber eine Reflexion eigener (Lebens-)Erfahrungen. Aber auch so kennt man ihn abseits bierseliger Trinkerhymnen, auf die natürlich auch nicht verzichtet werden. Referenztitel sind ohne Zweifel „Yesterday“, „In Stereo“ oder das intensive und persönliche „10 Wood Rd.“, welches nach gemächlichem Start in der zweiten Hälfte zum grölenden Bastard mutiert. Etwa 40 geschriebene Songs haben sie im Vorfeld gehabt, immer noch stattliche 18 haben es letztlich auf das Album geschafft. Darunter auch „Fighter“ vom Debüt „Savin Hill“, welches neu im Studio eingespielt wurde und nun zwar glatter, aber auch deutlich druckvoller rüberkommt.

Lediglich das finale „Poor, Poor Jimmy“ und „Oh Father“ lassen die Klasse der übrigen Songs ein wenig vermissen, was in der Gesamtbetrachtung aber keine Rolle spielt, zu groß ist einfach die Dichte mitreißender Songs. Die Aussage McColgans, dies sei ihr bislang bestes Album, kann man somit ohne zu zögern blindlings unterschreiben. 

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

scroll to top