Thor (USA 2011)

thorEin Mann, ein T(h)or: Mit dem Kinoableger des Comic-Klassikers „Thor“ verzettelt sich das Marvel Filmstudio. Die Geschichte um den gleichnamigen Göttersohn, der aufgrund seiner Arroganz der übermenschlichen Kräfte beraubt auf die Erde verbannt wird, lässt einige der Qualitäten vermissen, die Marvel mit „Iron Man“ so überraschend ausgewogen vorgelegt hat. Zwar werden auch diesmal wieder Querverweise auf das geplante Superhelden-Crossover „The Avengers“ – inklusive eines Cameos von „The Hurt Locker“-Star Jeremy Renner als Scharfschütze Hawkeye – gestreut, hinter den großen Comic-Realverfilmungen des neuen Jahrtausends bleibt die von Shakespeare-Kenner Kenneth Branagh („Hamlet“) so farbintensiv wie letztlich unbefriedigend inszenierte Fantasy-Mär aber deutlich zurück.

Im ersten Jahrtausend irdischer Zeitrechnung stand Odin (routiniert: Anthony Hopkins, „The Wolfman“), König eines fernen Planeten in retrofuturistischer Ausstattung mit hauseigenem „Stargate“ und Kostümen in „Flash Gordon“-Manier, den Menschen gegen die zerstörungswütigen Eisgiganten bei. Seitdem herrscht zwischen den durchtriebenen Riesen und dem mythologischen Kriegervolk (Titelheld Thor verdanken wir immerhin den Donnerstag) ein brüchiger Friede. Ausgerechnet Odins hitzköpfiger Sohn Thor (Chris Hemsworth, „Star Trek“) gefährdet den Waffenstillstand, als er mit einer Gruppe Getreuer in die Eiswelt des Feindes vordringt. Zur Strafe wird dem designierten Thronfolger der magische Hammer, Quell seiner Macht, weggenommen und mit ihm durch ein Wurmloch auf die Erde unserer Gegenwart geschleudert.

Erst wenn Thor Demut und Aufopferungsbereitschaft bewiesen hat, soll ihm der Hammer seine Kraft zurückgeben und ihn in den Schoß der Familie – der marginale Mutterpart wird von Rene Russo („Outbreak“) ausgefüllt – zurückführen. In der Wüste wird er vom Forscherteam um die hübsche Jane (Natalie Portman, „Black Swan“) aufgelesen, die ihn ob seines sonderbaren Verhaltens erst für verrückt erklärt, mit dem Auftauchen des bewährten S.H.I.E.L.D.-Agenten Coulson (Clark Gregg) aber bald feststellen muss, dass hinter der Ankunft des mysteriösen Thor die Antworten auf ihre wissenschaftlichen Forschungsfragen verborgen liegen. Und damit das Kraftpaket neben der eigenen Charakterschwäche auch handfeste Gefahren zu meistern hat, plant sein geheimnisumwitterter Bruder Loki (Tom Hiddleston) in der farbintensiv funkelnden Heimatwelt mit 80’s-Touch den Umsturz.

Nicht nur, dass all diese Verstrickungen optisch ein wenig unspektakulär und frei des nötigen Tempos durchexerziert werden, der filmischen Einführung des populären Helden mangelt es auch spürbar an frischen Ideen. Dass Branagh mit der Verfilmung des Stoffes betraut wurde, mag angesichts der theatralisch tragischen Züge des Familienschicksals einleuchten. Die erforderliche Qualität als Blockbuster-Regisseur lässt der Brite jedoch vor allem bei den Actionszenarien vermissen. Zudem wirken die Darsteller – darunter auch Idris Elba („Luther“), Stellan Skarsgard („Melancholia“) und Ray Stevenson („Rome“) – so eindimensional wie die Charaktere. Chris Hemsworth hat in seiner ersten Hauptrolle zwar die größten Lacher auf seiner Seite, bietet außer dem gestählten Körper aber kaum Vorzeigbares. Auch stimmt die Chemie zwischen ihm und Filmpartnerin Natalie Portman einfach nicht. Es passt also nicht alles zusammen bei dieser zwar aufwendigen und unterhaltsamen, letztlich jedoch enttäuschenden Comic-Verfilmung.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

 

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