In der Kleinstadt Phantom Lake treibt eine Riesenspinne ihr Unwesen. Die ist groß wie drei Scheunen (oder doch vier?) und einem unterirdischen Höhlensystem entstiegen, in dem das Militär früher Atomtests (!) durchführte. So war das in den herrlich naiven Science-Fiction- und Monsterfilmen der 50er (als Referenzen dienen sich „Tarantula“ und „The Spider“ an). Dank Hobby-Filmemacher Christopher R. Mihm („Cave Women on Mars“) hat sich das bis heute bewahrt. Denn der beflissene B-Fan hat mit originalgetreu gestalteten und via Internet selbst vertriebenen No Budget-Parodien ein beachtliches Publikum um sich geschart und präsentiert mit „The Giant Spider“ eine ebenso irrwitzige wie liebevoll altmodische Grusel-Hommage in standesgemäßem Schwarz/Weiß.
Die beginnt beim klassisch überdramatisierten Soundtrack einschließlich einem Titelsong in bester „Blob“-Manier und hangelt sich über ebenso redseliges wie übertrieben ernsthaftes (Laien-)Schauspiel zu den altbackenen Heimwerkertricks. Die bestehen, Jack Arnold und Bert I. Gordon lassen grüßen, aus einer echten Tarantel, die einfach (aber effektiv) zu den Darstellern ins Bild kopiert wurde. Für Nahaufnahmen des garstigen, wahlweise wie ein Löwe brüllenden oder in Sirrgeräusche mit „Formicula“-Anlehnung verfallenden Ungetüms wurde zudem ein Spinnenkopf mit grimmigem Blick und zwei (!) Augen kreiert. Über verballhornenden Trash geht das meilenweit hinaus. Im Vordergrund steht schlicht die gesunde Mischung aus Ehrerbietung und detailgetreu nacheifernder Persiflage. Das macht nicht nur mächtig Eindruck, sondern auch einen Heidenspaß.
Als mysteriöse Begebenheiten in der ruralen Gemeinde zunehmen, macht sich Reporter Howard Johnson (Daniel Sjerven, „Attack of the Moon Zombies“) an die Ursachenforschung. Unterdessen diskutiert ein Wissenschaftstrio um die im Sinne des tradierten männlichen Patriarchats nur bedingt ernstgenommene Dr. Hackett (Billie Jo Konze) mit dem strammen General Castle (Mark Haider, „Destination: Outer Space“), der die Mär vom „oversized freak of nature“ partout nicht glauben will. Eine Alien-Invasion allerdings scheint deutlich nachvollziehbarer! Aber die Spinne ist real und hält unbeirrt auf die Stadt zu. Nach Zwischenstationen beim Drive-In-Kino, als dessen Betreiber Nihm selbst vor die Kamera tritt, und dem Scheunentanzspektakel, bei dem Howard seine Verlobte Zita (Shannon McDonough, „It Came From Another World“) retten muss, tritt aber (endlich) das Militär auf den Plan.
Wie so häufig ist es aber nicht an schweren Kalibern (aus Stock Footage-Archiven!), dem Monster Einhalt zu gebieten, sondern an Howard und den vernunftorientierten Wissenschaftlern. Niehm, der für die Produktion gleich die ganze Familie einspannte und diverse operative Posten bekleidete, lässt seinen famosen DIY-Grusel mit Witz, Verve, Rückprojektionen und genüsslich gedehnten Banal-Dialogen zum Fest für Genrefreunde werden. Mit welchem Einsatz der unabhängige Filmemacher zu Werke geht, zeigt sich auch an der Präsentation seines Klassiker-Nachbaus auf DVD. Denn nicht nur, dass er „The Giant Spider“ in einer Sprachversion in Esperanto anbietet, er hat auch Untertitel erstellt, die neben dem gesprochenen Wort die Emotionen von Darstellern und Riesenspinne (!) offenlegen. Eine insgesamt fast schon unverschämt liebenswerte Verbeugung vor dem naiven „Big Bugs“-Kino der Schwarz-/Weiß-Ära.
Wertung: (8 / 10)