Warum nur hat Helene ihrem Gatten das Leben genommen? Der Leichnam des Wissenschaftlers Andre Delembre findet sich in einer hydraulischen Metallpresse, den Kopf und ein Arm bis zur Unkenntlichkeit zerquetscht. Francois, der Bruder des Toten, und Inspektor Charas sind ratlos. Die vermeintliche Mörderin gesteht die Tat, hüllt sich über deren Hintergründe aber in beharrliches Schweigen. Fast scheint sie erleichtert, Konsequenzen scheut sie vorerst nicht. Erst als Francois von einer Fliege mit seltsamem weißen Kopf erfährt, lüftet Helene ihr dunkles Geheimnis.
Nur höchst selten gelingt es als Trash gebranntmarkten Filmwerken die Absurdität ihres Themas zu überwinden und auch in cineastischen Kreisen Anerkennung zu finden. Kurt Neumanns („Tarzan und die Amazonen“) Grusel-Drama „Die Fliege“ ist eine solche Ausnahme. Schrittweise gewährt die geschickte Erzählung Einblicke in die Ereignisse der vorangegangenen Monate und offenbart den genialen Erfindergeist Andres (David Hedison, „Versunkene Welt“). Dem entsprang ein Molekular-Teleporter, mit dem Objekte durch den Raum transportiert werden können und sich an anderer Stelle neuerlich manifestieren.
Diese technische Errungenschaft mit ihren Leuchtstoffröhren und dem Mikrowellenklingeln entspricht purer wie gleichsam naiver Science-Fiction. Noch weit krauser präsentiert sich die Auswirkung eines gescheiterten Selbstversuchs, bei dem sich Andres Gene mit denen einer Stubenfliege vermischen. Plötzlich verfügt der menschliche Körper über einen anatomisch angepassten Insektenkopf, während das Tier im Umkehrschluss ein menschliches Miniaturhaupt ziert. Solch ein Schock will auch für Helene (Patricia Owens, „Tanz auf dem Drahtseil“) erst mal verdaut werden.
Die dramaturgische Dichte, die den um seine Menschlichkeit fürchtenden Forscher in den Tod treibt, lässt jedoch leicht über das Fantasiegespinst der Grundidee hinwegsehen. Es ist die alte Mär vom (hier ausnahmsweise gutmütigen) Mad Scientist, der sich gegen die Naturgesetze stellt und am eigenen Wirken zugrunde geht. Die Tragik äußert sich dabei in der Unauffindbarkeit des verzweifelt gesuchten Fliege-Mensch-Hybrids, dessen finale Hilfeschreie im Spinnennetz auch heute noch wohlige Gänsehaut erzeugen. Mit Vincent Price („Das Haus auf dem Geisterhügel“) ist als mitfühlender Francois sowieso einer der großen des altbackenen Horrors mit von der Partie. Zum unsterblichen Genre-Klassiker ist es da nur noch ein kleiner Schritt.
Wertung: (8 / 10)