Auch der abschließende Teil von Kazuhiko Yamaguchis „Karate“-Trilogie zeigt den eigenwilligen Martial Arts-Spezialisten Masutatsu Oyama, selbstredend verkörpert von „Street Fighter“ Sonny Chiba, als rastlosen Wanderer. Den verschlägt es diesmal nach Okinawa, wo er sich wieder als Gutmensch beweisen darf, mit seinem unüberbrückbaren Stolz aber auch den Zorn eines ansässigen Verbrechersyndikats auf sich zieht. Der episodisch verkettete Erzählstil wird dabei beibehalten, der Actionanteil nach einem denkwürdig entfesselten Auftakt jedoch merklich reduziert.
Im Jahre 1952 verdingt sich Oyama immer noch als Yakuza-Schläger. Freude bereitet ihm dieser Lebensstil jedoch keine. Also reist er durch Japan und fordert die Meister des Landes in ihren eigenen Dojos zum Zweikampf. In seinem Stolz verletzt, hetzt ihm einer (einmal mehr Masashi Ishibashi, der sich Chiba in anderen Rollen bereits in den beiden Vorgängern entgegen stellte) erst seine 100 Schüler auf den Hals, was zu furios in die Anfangstitel integrierter Massenpein führt. Selbst ein aufs Parkett gebrachter Ölfilm kann den wie im Rausch kämpfenden Oyama nicht stoppen und auch die schlussendliche Niederlage der versammelten Gegnerschaft nicht abwenden.
Bald unterbreitet ihm der Wrestler und Promotor Yamashima ein Angebot, in Okinawa gemeinsam gegen amerikanische Ringer anzutreten. Oyama zögert nicht lange, erlebt wie der ebenfalls engagierte Judo-Meister Fujito jedoch eine böse Überraschung, als sich der Ausgang eines jeden Kräftemessens als abgesprochen erweist. Der Stolz allerdings verbietet dem gestählten Karate-Ass die Niederlage. Die an der Organisation der Kämpfe beteiligten Verbrecher sehen das gar nicht gern und rücken Yamashima auf die Pelle. Oyama plant darauf Okinawa zu verlassen, gerät jedoch an eine kindliche Diebesbande und setzt sich für eine an Tuberkulose erkrankte Prostituierte ein.
„Karate for Life“ mag ein bezeichnender Titel für den Schlusspunkt der Oyama-Saga sein, hinter den beiden Vorgängerfilmen steht er jedoch spürbar zurück. Vor allem mit der Glaubwürdigkeit hapert es mehr und mehr, wobei das geringste Problem noch die Seventies-Ausstattung im Fünfziger-Setting ist. Dass die Trilogie bestenfalls vom Leben des Masutatsu Oyama inspiriert ist, stellt grundlegend kein Problem dar. Beim im Stile des klassischen Exploitation-Kinos vollzogenen finalen Rachefeldzug, der die Gangster für die Ermordung von Yamashima und die detailreich ausgeschmückte Folterung der Prostituierten büßen lässt, trägt aber einfach zu dick auf.
Die Gefolgschaft der Verbrecher gemahnt in ihrem Uniformzwang mehr der Privatarmee eines Bösewichts aus den James Bond-Filmen und das von Fujito veranstaltete Knochenbrecher-Festival folgt einzig dem Selbstzweck, den Mangel an Kampfszenen mit üppiger Härte zu egalisieren. Dass überdies der einleitend geschlagene Meister vom Mob angeheuert wurde, entspricht trotz packendem Duell mit Oyama nur plumpen Action-Klischees. Von der Wucht eines „Karate Bullfighter“ ist Yamaguchi damit weit entfernt. Allerdings sorgen der inszenatorische Aufwand (inklusive Einblendung diverser Wrestling-Manöver während der Ringkämpfe) und das stark fotografierte Finale im Spiegelkabinett für stimmungsvolle Unterhaltung. Für Fans trotz aller Schwächen ein Muss!
Wertung: (6,5 / 10)