Stellt euch und COLLAPSE UNDER THE EMPIRE doch einleitend kurz vor.
Hi, hier sind Chris und Martin. Wir machen seit ca. 6 Jahren unter dem Namen COLLAPSE UNDER THE EMPIRE instrumental Musik mit elektronischen Einflüssen.
Obwohl es rein instrumentale Bands nicht selten schwer haben, seid ihr nicht nur etabliert, sondern habt euch über die Jahre auch international einen klangvollen Namen erspielt. Was macht für euch den ewigen Reiz der gesanglosen Musik aus?
Dass wir instrumentale Musik spielen, ist ein absoluter Zufall. Als wir 2009 begannen, unter COLLAPSE UNDER THE EMPIRE Musik zu komponieren, wollten wir einfach so viel Zeit wie möglich im Studio verbringen, um unserer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Aufgrund der Tatsache, dass wir Anfangs keinen Sänger fanden der so richtig zu unserem speziellen Sound passte, entschlossen wir unser erstes Album einfach instrumental zu veröffentlichen. Jede Art von Gesang führte dazu, dass die vielen Melodien und Stimmungen, die wir in unsere Tracks legen, untergingen. Daraufhin begannen wir uns auf diese Musikrichtung festzulegen und weiterhin instrumentale Musik zu veröffentlichen.
Zu der Zeit wussten wir noch gar nicht, dass die Post-Rock Gemeinde so eingefleischt und weltweit so groß ist. Dass wir innerhalb von 6 Jahren einen gewissen Status in der Post-Rock Szene erlangt haben, freut uns natürlich besonders.
Den Reiz von gesangloser Musik kann man schlecht beschreiben. Mit instrumentaler Musik kann man meiner Meinung nach viel tiefer in die emotionale Ebene abtauchen.
Über die Instrumente setzt ihr im Kopf des Hörers Assoziationen und Bilder frei, die klassische Vocals samt den dahinter stehenden Geschichten komplett ersetzen. Bedeutet das zwangsläufig, dass eure Musik für jeden Rezipienten eine andere Bedeutung erhält und welchen Stellenwert nehmen dabei die Titel ein?
Die Titel sollen die Stimmungen eines Tracks vage vermitteln, ohne dabei in eine Richtung zu führen. Wir wollen unsere Zuhörer mit jeden Track/Album mit auf eine emotionale Reise nehmen, wo sie tiefer in die Musik eintauchen können. Du liegst also richtig, dass wir bei den Hörern Assoziationen und Bilder freisetzten wollen. Wir wollen erreichen, dass jeder Zuhörer in die Musik eintauchen kann und seine eigene Interpretation hinter dem gehörten findet.
Vor diesem Hintergrund ist ein Konzeptalbum-Doppel, wie ihr es mit „Shoulders & Giants“ und jüngst „Sacrifice & Isolation“ vorgelegt habt, durchaus gewagt, weil ihr eine gewisse interpretatorische Richtung zwangsläufig vorgebt. Wie überwindet ihr diesen Zwiespalt?
Mit unserem Konzept-Zweiteiler „Shoulders & Giants“ und „Sacrifice & Isolation“ geben wir eine Geschichte vor, trotzdem lässt sich das Thema über Freiheit, Isolation und Tod auf vieles übertragen. Es geht um das große Thema „Wer sind wir?“ und was machen wir aus unserem Leben. Diese Gefühlswelten wollten wir musikalisch ausdrücken. Es geht darum, sein Leben für seine Ideale einzusetzen und dafür zu kämpfen.
Für die Veröffentlichung von „Sacrifice & Isolation“ habt ihr euch Zeit gelassen und in der Zwischenzeit andere Outputs eingeschoben. Was waren die Gründe?
„Sacrifice & Isolation“ sollte eigentlich ursprünglich ein Jahr nach dem 1. Teil folgen. Wir mussten aber feststellen, dass wir noch nicht bereit waren, um in die dunkelsten Gefilde der Geschichte abzutauchen. Viele Tracks, die wir nach „Shoulders &Giants“ komponiert haben, waren einfach nicht dunkel genug, um den 2. Teil abzuschließen. Wir sind aber sehr froh, dass wir uns diesbezüglich Zeit gelassen haben und in der Zwischenzeit unser bisher erfolgreichstes Album „Fragments of a Prayer“ sowie die EP „The Silent Cry“ veröffentlicht haben.
Wie entwickeln sich eure Songs von der ersten Ideenskizze bis zum fertigen Soundkonstrukt – und verfolgt ihr von Beginn an bestimmte Bilder und Emotionen?
Der Entwicklungsprozess der Aufnahmen hat sich seit unseren Anfängen nicht viel verändert. Wir gehen meist unvorbereitet in eine neue Session und versuchen uns treiben zu lassen, ohne vorher ein Konzept im Auge zu haben. Wir merken mittlerweile sehr schnell, ob es sich lohnt an einer Idee weiterzuarbeiten oder nicht. Wir haben festgestellt, dass die erste unmittelbare Idee zumeist die beste ist, um die Ursprünglichkeit des Tracks zu bewahren. Es gibt natürlich auch Ausnahmen wo wir bereits fertige Ideen oder einen fertiges Grundgerüst mitbringen.
Welchen Stellenwert nehmen dabei die eingeflochtenen elektronischen Klänge ein?
Die elektronischen Klänge spielen seit unserem ersten Album „Systembreakdown“ eine große Rolle und sind so eine Art Markenzeichen von uns geworden. Die Art der Sounds ändert sich bei jedem Album. Mal ist der elektronische Anteil auf einem Album minimalistisch, mal bombastisch aggressiv angelegt. Es gibt nicht viele Post-Rock Bands, die elektronische Elemente in ihren Sound einbauen. Die klassische Post-Rock Band besteht aus 2 Gitarren, Bass und Schlagzeug.
Eure Discographie umfasst seit 2008 eine ganze Fülle an Veröffentlichungen und „Sacrifice & Isolation“ ist bereits euer fünftes Album. Über ein bloßes Hobbyprojekt ist die Band damit längst hinausgeragt. Wie lässt sich das mit dem Berufsleben vereinen?
Das Projekt ist bis heute unser Hobby geblieben, da wir beide ja berufstätig sind. Wir treffen uns ca. 1-2-mal die Woche und arbeiten an unseren Kompositionen. Da wir auf unserem eigenen Label Finaltune veröffentlichen, haben wir keinen Druck und können uns die Zeit nehmen die es braucht.
Die größte Überraschung für uns ist, dass wir mit unserer Musik so weit gekommen sind ohne jemals Live gespielt zu haben. Eigentlich unvorstellbar…
Dadurch haben wir natürlich viel mehr Zeit, uns im Studio kreativ auszuleben als andere Bands. Wir haben schon in unseren Anfangstagen wie ein Label gearbeitet und alle Dinge rund ums Release selbst in die Hand genommen. Wir hatten damals das Glück, über einen Freund die Vertriebswege über Cargo nutzen zu können. Die meisten Bands übersehen leider häufig, dass die Promotion ein wichtiger Faktor ist, um eine Band voranzubringen.
Wie wichtig ist dabei die Kooperation mit Vertriebspartnern? Eure ersten Veröffentlichungen habt ihr ja noch komplett in Eigenregie veröffentlicht.
Seit 3 Jahren veröffentlichen wir über unser eigenes Label Finaltune Records. Wir hatten das Glück, direkt als Band bei einem bekannten Distributor in Deutschland (Broken Silence) aufgenommen zu werden, obwohl wir zu der Zeit kein Label waren. Sie waren aber so begeistert von unserer Musik, dass sie uns anboten, unsere Musik über sie zu vertreiben. Wir mussten also nur noch unser eigenes Musiklabel gründen.
Davor konnten wir über einen Freund, der Sister Jack Records betreibt, die Vertriebswege nutzen. Wir hatten auch Möglichkeiten, bei etablierten Musiklabels wie z.B. dem US Label Deep Elm unterzukommen. Wir haben aber jedem Label abgesagt, da wir auf keinen Fall unsere Musik exklusiv abgeben wollten und uns auf die zumeist miserablen Deals nicht einlassen haben. Hier muss jeder Musiker für sich entscheiden, was er will…