Interview mit autumn kids. (Mai 2019)

Zu Beginn die obligatorische Frage: Wer sind die kreativen Köpfe hinter AUTUMN KIDS. und seit wann macht ihr zusammen Musik?

Davis: Servus! AUTUMN KIDS. besteht mittlerweile aus Basti und Patrick an der Gitarre (beide zuvor bei ALL IS NOT LOST), Adrian an den Drums, Marvin am Bass und meiner Wenigkeit am Gesang und Synthesizer/Laptop. Wir haben uns gegen Ende 2016 gegründet, damals noch mit unserem Ex-Gitarristen Mirko.

Anfang März ist eure zweite EP „Seasons“ erschienen. Während des Produktionsprozesses habt ihr euch personell durch einen zweiten Gitarristen verstärkt. Welche Auswirkungen hat das auf den Sound gehabt?

Davis: Richtig. Wie ich oben schon angedeutet habe, waren wir damals eine 4er-Kapelle. Da Mirko uns mitten im Songwriting-Prozess verlassen musste, war das natürlich schwierig für uns, da die EP zu diesem Zeitpunkt schon zur Hälfte fertig geschrieben war.

Wir fanden aber mit Patrick und Basti schnellen Ersatz und konnten so trotzdem noch rechtzeitig die Kurve kriegen und wieder live auftreten.

Ich persönlich finde aber definitiv, dass man den Wechsel in der EP raushört. Lieder wie

„Drowning”, „Uncertainty” und „Ghost of Youth” unterscheiden sich vom Gefühl her schon von „Winter (I’m leaving)”, „Autumn (I’m Coming Home)” und „wewerehidingundermyblanketjusttoforgetourdemons”.

Wir sind aber mit unserem jetzigen Sound sehr zufrieden und freuen uns schon sehr, ins Studio gehen zu dürfen!

Zum Song „Ghost of Youth“ habt ihr ein selbstgedrehtes Video online gestellt. Was kannst du über den Entstehungsprozess des Clips erzählen?

Davis: Das Video zu „Ghost of Youth” entstand am selben Wochenende, an dem wir die EP aufgenommen haben. Da wir für „SEASONS” alles ziemlich DIY angehen wollten, haben wir meiner Verlobten (tammyg.de), die u. a. auch unser Merch und Platten-Cover designed hat, eine Kamera in die Hand gedrückt und haben als Location meinen Dachboden ausgewählt.

Da Hannes (EMPTY HANDED) leider einige Kilometer weit weg wohnt, haben wir für seinen Feature-Part einen Lyric-Part mit reingeschnitten. Wirklich lustige Geschichten zum Dreh gab es nicht, ich kann nur sagen, dass es ein ziemlicher Krampf war, das Drumset hochzutragen.

Ihr arbeitet aktuell an neuer Musik. In welche Richtung wird sich euer Stil verändern?

Davis: Wir arbeiten an einem Konzept-Album. Die Richtung wird definitiv düsterer und härter sein, als man es von uns erwarten würde. Viel möchte ich dazu noch nicht sagen, weil wir noch mitten im Writing-Prozess sind, aber man wird auf jeden Fall einen gewaltigen Unterschied zu unseren alten Songs merken.

Durch den Lineup-Wechsel hat unser Sound einen ziemlichen Post-Hardcore- und Emocore-lastigen Touch bekommen. Es klingt aber definitiv immer noch nach AUTUMN KIDS. und unsere Wurzeln werden sich natürlich nicht einfach in Luft auflösen. Man kann gespannt sein!

Welche Bands und Künstler betrachtest du als eure wesentlichsten Einflussgrößen?   

Davis: Musikalisch gesehen gehören Bands wie MODERN LIFE IS WAR, TOUCHÈ AMORÈ, DEAD SWANS, COUNTERPARTS und DEFEATER zu unseren Einflüssen. Textlich auf jeden Fall Bands wie LIFELOVER, ORCHID und SAETIA, aber genauso Lyriker/Philosophen wie Nietzsche und Bukowski.

Wie waren die bisherigen Resonanzen auf „Seasons“?

Davis: Im Großen und Ganzen, positiv. Bei euch gibt es eine schöne Review zu unserer EP, Away From Life und das ox fanzine haben auch was über uns geschrieben und es waren bei den Online-Zines/Fanzines meist dieselben Kritikpunkte.

Privat von unseren Freunden und Familien, kam natürlich auch viel Feedback und wir können einiges von ihnen und von euch mitnehmen. Dafür sind wir auch unendlich dankbar!

Ihr habt die aktuelle EP, wie auch den selbstbetitelten Vorgänger, in Eigenregie produziert. Ist der DIY-Ansatz für euch eher Not oder Tugend – und gewinnt er in der Ära von Streaming-Portalen und Online-Verbreitung nach deiner Auffassung an Relevanz?

Davis: Unsere erste EP haben wir damals, aufgrund von niedrigem Budget und den Möglichkeiten, die wir hatten, DIY aufgenommen, das ist richtig. Die aktuelle EP haben wir bei unserem guten Freund Jörg (CURSELIFE/WILDAWAY) von HDF-Recordings, aufgenommen.

Ich persönlich finde schon, dass DIY-Bands auf den gängigsten Streaming-Portalen an Relevanz gewinnen. Natürlich nicht auf einem Level wie Billie Eilish oder Ariana Grande, aber man kann sich trotzdem mit solchen Aufnahmen einen Namen in der Szene machen.

Ich rechne es Bands definitiv hoch an, wenn sie wirklich gute Releases raushauen und diese komplett selbst aufgenommen sind.

Wie schätzt du in diesem Zusammenhang den gegenwärtigen und zukünftigen Stellenwert von Labeln für den Musikmarkt ein?

Davis: Ich glaube, dass es bei diesem Punkt etwas schwierig ist und auch tatsächlich auf das Label ankommt. Ich denke, dass Indie-Labels den Künstlern wesentlich mehr Freiraum in ihrer Machenschaft geben und solange das Endprodukt trotzdem einen qualitativen Standard besitzt, es auch nicht zu großartigen Konflikten kommt.

Ich kann mir allerdings vorstellen, dass Major-Labels da schon höhere Ansprüche als DIY-Aufnahmen im Home-Studio haben.

Viele DIY-Bands, euch eingeschlossen, stellen ihre Musik kostenfrei im Netz zur Verfügung. Trägt sich das auf Dauer?

Davis: Wir wollen mit unserer Musik so viele Menschen wie möglich erreichen und wir vertreten auch die Meinung, dass man für digitale Musik, die man augenscheinlich nicht anfassen kann, kein Geld verlangen sollte.

Über das Internet ist es in den letzten Jahren für Künstler sehr einfach geworden, ihr Produkt schnell mit vielen Menschen zu teilen. Über die gängigsten Streaming-Plattformen springt schon etwas bei rum, aber davon werden wir nicht reich und es ist auch nur ein kleiner Bonus in der Bandkasse.

Wer uns dennoch unterstützen möchte und keine CD von uns kaufen will, kann dies trotzdem auf unserer Bandcamp-Seite tun. Da bieten wir für unsere Musik die Option „Pay what you want” an.

Ihr bezieht klar gegen Nazis Position. Wie kann der aktuellen gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, bei der eine kalkulierte Grenzverschiebung zwischen freier Meinung und gefährlicher Hetze stattfindet, aus deiner Sicht begegnet werden?  

Davis: Ich finde es sehr erschreckend, wie massiv der Hass gegen Migranten, Geflüchtete und die LGBTQ-Community geworden ist und ich kann es mir teilweise auch nicht erklären, warum unsere Gesellschaft so krass nach rechts gerutscht ist.

Ich denke, dass ich für die Band spreche, wenn ich sage, dass rechtspopulistisches und völkisches Gedankengut viel zu sehr toleriert werden und gerade wir als DEUTSCHE bei so einem Thema, ganz besonders radikal Gegenhaltung und Inakzeptanz zeigen sollten.

Wir sehen uns selbst als eine antisexistische, antihomophobe und vor allem antifaschistische Band und dies ist auch die einzige Möglichkeit, diesen konservativen Trotteln die Stirn zu bieten. Allein, dass mittlerweile die AfD, eine rechtspopulistische und völkische Partei, im Bundestag sitzt, sollte eigentlich bei jedem das Hirn anspringen lassen.

Wer sich von eurer Musik überzeugen möchte oder einfach den Kontakt zu euch sucht, der möge…

Davis: … sich einfach via Facebook, Instagram oder unter autumnkidshc@googlemail.com bei uns melden!

Musikalisch findet man uns bei den gängigen Streaming-Partnern wie Spotify, Google Play Music und iTunes. Unser Merch und unsere EP zum Download findet man auf unserer Bandcamp-Seite!

Was sind eure Pläne für den Rest von 2019?

Davis: Wir wollen dieses Jahr noch einige Konzerte spielen und unser Album finanzieren!

Wenn unter euren Lesern ein Booker evtl. Lust auf uns hätte, kann er sich auch gerne bei uns melden. Wir sind schon sehr gespannt, wie unser Writing-Prozess vorangeht in den nächsten Monaten und wir freuen uns generell auf alte und/oder neue Gesichter.

Die letzten Worte gebühren ebenfalls dir:

Davis: Wir wollen uns für den Support der letzten drei Jahre und für das überwältigende Feedback bedanken. Grüße gehen einmal raus an Hannes, Georg, Mirko, Marki und Jörg, die uns alle bei „SEASONS” ausgeholfen haben – und natürlich vielen Dank an dich Thomas, für deine Review und danke für dieses nette Interview!

Peace

scroll to top