autumn kids. – Letters (2022, DIY)

„I hate myself more than you ever could. And I hate myself until my last breath leaves my lungs and the world turns cold.“ – ‚1997‘

Große Namen werfen große Schatten. Im Falle von AUTUMN KIDS (eigentlich autumn kids.) gehören sie zu solchen wie DEFEATER, PIANOS BECOME THE TEETH oder MODERN LIFE IS WAR. Doch ein Stigma für das eigene Schaffen sind derlei Schatten nur, wenn es nicht gelingt, aus ihnen herauszutreten. Dabei hilft ein gesunder Mix aus referenzieller Inspiration und individueller Variation. Genau diesen Spagat meistern die Bamberger auf ihrem eigenveröffentlichten Debütalbum „Letters“ mit Bravour.

Der Post-Hardcore des Fünfers bedient von Wut über Trauer bis hin zu Verzweiflung die volle emotionale Klaviatur. Gestützt wird diese durch Kontraste, sei es beim Wechselbad aus Schreigesang, klar intonierten Zwischentönen und Sprechpassagen oder der mal harschen (etwa beim eröffnenden, gnadenlos ballernden „Flightless Birds“ und dem anknüpfenden „Sleep“), mal sphärisch ausgerichteten (siehe „Monument“, „My Confession“ und „Blinded By Fireflies“) Instrumentierung.

An Abwechslungsreichtum mangelt es „Letters“ damit keinesfalls. Nach dem Hardcore-lastigen, auf Dissonanzen fußenden Einstiegsduo gehen AUTUMN KIDS mehr in der Post-Grundierung auf. Das führt zu weiteren Highlights – darunter „1997“, „Written Letters“, „Constellations“ und das finale, auf moderner Hardcore-Spielart fußende „Coma“ –, die diesen bemerkenswerten Langspieler zum nicht zwingend bequemen, dafür aber emotional intensiven Erlebnis machen. So erscheinen die Schatten großer Namen am Ende doch verblüffend klein.   

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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