12.02.2023 – autumn kids. / Bass+Arts / JDK & Rosalita’s Sisters – Schwerte, Rattenloch

Das Rattenloch in Schwerte zählt zu den Kulturtempeln der Republik, die hoffentlich nie vergehen. Hier lebt die linke Subkultur, hier wird Bands eine Bühne geboten, die anderswo nicht selbstverständlich eine finden. Drei davon, so unterschiedlich ihre musikalische Maßgabe auch sein mag, fanden sich an einem milden spätwinterlichen Samstag auf besagten Brettern ein.

Das Hauptprogramm bestückten die AUTUMN KIDS. aus Bamberg, die einen Juli zuvor an selber Stelle viele positive Eindrücke hinterließen. Vor ihnen war es an BASS+ARTS und JDK & ROSALITA’S SISTERS, das Publikum in Stimmung zu bringen. Der Pulk bestand an diesem Abend allerdings nur aus rund zwanzig Menschen, von denen ein paar den jeweils anderen Bands zugerechnet werden mussten. Den Musikern wäre anderes zu wünschen geblieben. Aber Nischenbeschallung bleibt nun mal Nischenbeschallung.

Den Anfang bestückten JDK & ROSALITA’S SISTERS, die zunächst auf Folk mit Country-Einlage setzten, diesen Vorwand aber lediglich als kontrastierende Herleitung für Rock zwischen Stoner und Alternative nutzten. Das Set fiel mit vierzig Minuten etwas üppig aus, stimmte durch das Energie-Level aber durchaus positiv. Für Stirnrunzeln sorgte der sonnenbebrillte Sänger indes, als er den Song „3 Wise Apes“ mit dem Sinnbild (und der Handbewegung) eines masturbierenden vierten Affen ankündigte, der unbedingt nachahmungsfähig erscheinen sollte. Weisheit ist wohl eine Frage der Perspektive.

Danach BASS+ARTS, deren 25-minütiges Gastspiel einmal mehr von einer ordentlichen Ladung aus der Kunstnebelpuste eingeleitet wurde. Das Noise-Gewitter des Trios aus Dortmund bleibt – nicht zuletzt durch den betont entrückten Gesang – Geschmackssache, stellt atmosphärisch aber fraglos ein eigentümliches Erlebnis dar. Als treffenden Beleg dürfen die beiden merklich angetrunkenen Jung-Punks bemüht werden, die ihre Oberkörper im Rhythmus der Musik vor der Bühne monoton gegeneinanderprallen ließen.    

Bass+Arts: Subkultur im Hochnebel

Die AUTUMN KIDS. übernahmen zu vorgerückter Stunde das Ruder und pusteten die Gehörgänge ordentlich durch. Der Post-Hardcore des Fünfers lebt vom Mix aus Wut und Verzweiflung, was live gebotene Tracks des Kalibers „Sleep“, „My Confession“, „1997“, „Monument“, „Our Bridges Will Burn“ und „Coma“ zur sicheren Bank für Fans von DEFEATER & Co. macht. Dass auch diesmal deren „The Red, White and Blues“ eingestreut wurde, sorgte für zusätzlichen Reiz. Auch ein neues Stück gab es auf die Ohren. Ein Grund mehr, die mit spürbarer Leidenschaft zu Werke gehenden Oberfranken auf dem Schirm zu belassen.

Unter dem Strich hätte das Beschallungsprogramm mehr Anklang verdient. Die Bands hingen sich rein, der Sound drückte und die Kulisse stimmte auch. Dafür muss den Betreibenden und Organisierenden im Rattenloch Dank ausgesprochen werden. Bis zum nächsten Mal!

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