Die Vermengung von harten Gitarren und Sprechgesang, beizeiten auch Industrial und Metal, türmte sich unter dem Stichwort des Crossover zu einer Bewegung auf, die über Jahre den alternativen Musikmarkt dominierte. Das Phänomen, sich in Aufkommen und Entwicklung beim Nu-Metal alsbald wiederholend, mauserte sich zum Selbstläufer, was unzählige Nachahmer zum Sprung auf den fahrenden Zug animierte. Die Übersättigung des Zulaufs war nur eine Frage der Zeit. Also mussten Variationen her, die nicht zwingend klangen wie alle anderen, sondern ihre eigene Nische besetzt hielten. Eine solche sollten die GUANO APES über Jahre für sich beanspruchen.
Mit dem klassischen Muster des Rapcore war die Band aus Göttingen nicht in Einklang zu bringen. Den Unterschied machte Frontfrau Sandra Nasíc, die einen jeden Song bei allem stimmlichen Einfühlungsvermögen kräftig nach vorn zu treiben verstand. 1996 gewannen sie den Nachwuchswettbewerb Local Heroes, mit dessen Preisgeld das Debüt „Proud Like a God“ finanziert wurde. Nach schleppendem Anlauf avancierte die Scheibe zum Überraschungserfolg. Einer Top 5-Platzierung in den deutschen Charts folgte der Anklang im Ausland, der ihren Namen bis nach Amerika schallen ließ.
Die erste Singleauskopplung „Open Your Eyes“, bis heute das beste Stück der Band, begründete den Siegeszug, dem zwei noch erfolgreichere, wenn auch insgesamt weniger überzeugende Platten folgen sollten. Die Königsübung blieb (und bleibt) „Proud Like a God“, weil die Atmosphäre des verspielten, bis zur Ballade ufernden Rock kaum trefflicher zu realisieren wäre. Kleinere Durststrecken, bei dem die GUANO APES mehr Schnörkel als nötig einflechten oder die experimentelle Ader zu weit treiben, täuschen jedoch nicht darüber hinweg, dass die allesamt eingängigen Refrains auch zehn Jahre nach ihrer flächendeckenden Infizierung noch immer prächtig funktionieren. Selbst die etwas platte Szeneanbiederung „Lords of the Boards“ ist ob ihrer temporeichen Umsetzung dabei gern zu verzeihen.
Wertung: (7 / 10)