Gravity (USA/GB 2013)

gravity„Houston, I have a bad feeling about this mission.“ – Kowalski

Der Survival-Thriller wirft seine Figuren in Extremsituationen, bei denen es gilt Witterung, Wildnis oder Elementen zu trotzen. „Gravity“ verlegt diesen in der Regel irdischen Überlebenskampf in den Weltraum und treibt die Oscar-Preisträger George Clooney („Syriana“) und Sandra Bullock („Blind Side“) im interstellaren Schrott-Sturm an die Grenzen körperlicher Zumutbarkeit. Dabei drängt sich jedoch unweigerlich die Frage auf, was den von Alfonso Cuarón („Children of Men“) bildgewaltig inszenierten Film von anderen Vertretern des Genres unterscheidet? Das Stargewicht lässt sich bei der simplen Antwort locker aussparen. Bleibt also das Setting übrig, das den Mehrwert des in 3D gedrehten Katastrophenszenarios konsequent nährt.

Denn „Gravity“ ist schlicht atemberaubend gestaltet. Visuell schöpfen Cuarón und Kameramann Emmanuel Lubezki („The Tree of Life“) aus dem Vollen und präsentieren Blicke auf Erdball und Universum, die den Atem stocken lassen. Der Film, daran besteht kein Zweifel, ist allein für die große Leinwand konzipiert. Selbst überdimensionierte TV-Geräte lassen die Tiefenwirkung lediglich erahnen. Doch es genügt, um zumindest zeitweise in reges Staunen versetzt zu werden. Als Problem des Raumfahrer-Dramas könnte man denn auch anführen, dass die eigentliche Handlung weit weniger interessiert ist, als die technische Komponente und mehr noch die fulminante Auslotung zeitgenössischer Tricktechnik.

Mit den Protagonisten wird auch der Zuschauer unmittelbar ins Geschehen geworfen, wenn die Weltraummission des Astronauten-Teams um den Veteranen Matt Kowalski (Clooney) und die Novizin Ryan Stone (Bullock) durch Trümmerteile verschiedener Satelliten jäh beendet wird. Geräuschlos entwickeln sich perfekt animierte Destruktionsszenarien, in deren Zuge die Überlebenden – und durch die subjektive Kamera auch der Betrachter – unkontrolliert durch den luftleeren Raum kreisen. Die Soundeffekte beschränken sich auf schwere Atmung, Geräusche innerhalb der Raumanzüge und Funkübertragungen. Die Macher setzen so weit wie möglich auf Realismus und setzen klassischem Blockbuster-Kino eine Reduktion der Sinne gegenüber.

Als feststeht, dass nur sie die Katastrophe überlebt haben, versuchen Kowalski und Ryan eine nahe gelegene russische Station zu erreichen. Doch die Zeit drängt und das Unterfangen wird durch zur Neige gehende Sauerstoffreserven und den drohenden nächsten Aufprall des Trümmersturmes erschwert. Inhaltlich bedient der Film einen Standard, der durch den brillanten formalen Rahmen zum optischen Rausch gerät. Mit Referenzen an Science-Fiction-Meilensteine wie „2001: Odyssee im Weltraum“ empfiehlt sich Cuarón als Visionär und bietet zumindest auf technischer Ebene ein wahrhaft bahnbrechendes Stück Kino. Dass sein Werk in nahezu allen technischen Kategorien insgesamt sieben Oscars gewann (darunter für Cuarón und Lubezki), verwundert da wenig.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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