Der „Gelbe“ will Cowboy werden. In Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und des grassierenden Rassismus ist das keine leichte Aufgabe. Jeder will sich einen Scherz auf seine Kosten erlauben. Dass er eigentlich Jin Hao heißt interessiert niemanden. Bekanntheit erlangt er trotzdem, indem er feisten Revolvermännern unter dem Namen Karate Jack – im Original Shanghai Joe – die Effektivität flink verteilter Handkanten vor und auf die Augen führt.
Chen Lee („Die Todespranke des Karatetigers“) spielt Karate Jack in Anlehnung an David Carradine und seinen im selben Jahr gefeierten TV-Erfolg „Kung Fu“. Allerdings nicht mit dessen unerschütterlicher Gemütsruhe, sondern mit sichtlicher Lust an der Prügelei. Regisseur Mario Caiano („Django spricht das Nachtgebet“) fährt eine Parade stumpfer Stereotypen auf, die zwar namhaft besetzt ist, im Gegenzug aber jeglichen Geist vermissen lässt. Darüber legt sich der simple Ablauf: Jack gerät unter die Fremdenfeindlichen, lässt sich ausgiebig beleidigen und schlägt mit Gewalt zurück.
„Der Mann mit der Kugelpeitsche“ – alternativ „Mein Name ist Karate Jack“ oder „Knochenbrecher im wilden Westen“ betitelt – ist akzeptabel umgesetzt, wenn es an die Veranschaulichung der Kampfeskünste geht. Weniger überzeugend sind die Akrobatikeinlagen, die sowohl schlecht montiert, als auch getrickst sind. Wenn Jack rückwärts auf ein Pferd springt oder einen rasenden Stier erschlägt kann der Schnitt die Mängel der Illusion kaum verbergen. Dabei werden so offenkundig verschiedene Filmelemente verklebt, dass in der Stierkampfarena sogar das Tuch des Toreros zu erspähen ist, der das Tier für Nahaufnahmen vor die Kamera trieb.
Der gerade in der deutschen Synchronisation eingehämmerte Humor will nicht recht funktionierten. Dafür komplettiert er die platte Mixtur aus kruder Handlung und trashiger Action. Jack kann alles, ist aber so naiv an skrupellose Menschenhändler zu geraten. Hinter diesen steht Großgrundbesitzer Spencer (Piero Lulli, „Mein Name ist Nobody“), dem der Chinese bald den Kampf ansagt. Die von seiner Hilfe profitierenden Mexikaner, von Spencers Schergen in Horden über die Grenze getrieben, können wie er kein Wässerchen trüben. Schuld sind nur die Weißen, ein durchweg von diffamierenden Vorurteilen besessener Haufen Antisemiten. Und die haben ihre Abreibung redlich verdient.
Um sich Jacks Heldentaten zu erwehren, werden professionelle Mörder engagiert, die sich ob ihrer Darstellung kaum besser ins Gesamtbild des Films fügen könnten: Pedro der Kannibale (Robert Hundar, eigentlich Claudio Undari, „Todesmarsch der Bestien“), Sam der Totengräber (Gordon Mitchell, „Django und Sartana kommen“) und Skalp Jack (Klaus Kinski, „Leichen pflastern seinen Weg“), der sein Tranchierbesteck gleich unter dem Mantel trägt. Am Ende muss mit George Wang („Zwei tolle Hunde in Hongkong“) natürlich ein ebenbürtiger Gegner stehen, der sogar die gleiche Klosterschule in Fernost besucht hat. Also hängt man sichtlich am Drahtseil, vermöbelt sich ordentlich und lässt den Guten triumphieren. Nur Spencer kommt ungeschoren davon. Aber man kann ja nicht alles haben.
Wertung: (4 / 10)