21.02.2007 – Blackfield / Pure Reason Revolution – Berlin, Kato

Copyright: Lasse Hoile / Quelle

Das Stadion im Wohnzimmer. Oder: BLACKFIELD zu Gast im Kato. Steven Wilson und Aviv Geffen im Auftrag des Herrn unterwegs. Eher der Plattenfirma, um ihr berauschendes zweites Album „Blackfield II“ zu preisen. Inklusive Bandbegleitung. Aber zurück ins Stadion. Für gewöhnlich ist der Sound im Berliner Club unter der Hochbahn eine zwiespältige Angelegenheit. Die Gründe dafür wurden an diesem Abend offenbar. Das Zauberwort heißt Technik. Großspurige Technik. Die ist natürlich teuer, aber ihr Geld wert, weil sie einen Bombast aus den Boxen zaubert, der neben Gänsehaut vor allem die Atmosphäre einer Freiluftarena schafft. Nur eben, wie in diesem Falle, in überschaubar intimem Rahmen.

Jeanette Biedermann, die weichgespülte Rockröhre, war auch da. Im Publikum. Das besänftigt die Neugier der BUNTE-Fraktion und führt als Kontrast zur Musik mit Anspruch. Als Vorband fungierte PURE REASON REVOLUTION. Die Briten mit männlich/weiblichem Gesangsfaden verstanden sich trefflich auf progressiv angehauchten Pop-Rock mit erhöhtem Säuselfaktor. Traumwandlerisch und unterstützt von Orgelsamples sorgte die Band für allumfassend hypnotische Verzückung. Wie sonst ist zu erklären, dass die knapp 400 Besucher keinerlei Regung zeigten? Aber der Applaus sprach für sich – und die Musiker, die in perfektem Soundgewand ihre Platte „The Dark Third“ vorzustellen wussten.

Lange ließen sich Wilson und Geffen nicht bitten. Der englische Pionier des progressiven Rocks, der unter anderem mit PORCUPINE TREE für Furore sorgt, und Israels Aushängeschild erfolgreicher Popmusik leben die Musik. Entsprechend andächtig wurde gelauscht, als erhabene Klänge den Raum fluteten. In den Pausen, in denen wenig gesprochen wurde, machte sich hingegen lautstarke Ehrfurcht bemerkbar. Und das zu recht. Hörgenuss und Ohrenschmaus sind latent inflationäre Begriffe, die den Auftritt dieser Hitgiganten am präzisesten umschreiben. Neben eigenen Songs, darunter „Open Mind“ und „Pain“ vom Debüt sowie „Christenings“ und „Epidemic“ vom unlängst erschienen Nachfolger, erfuhr Alanis Morissettes „Thank U“ eine famose Eigeninterpretation.

BLACKFIELD klingen in etwa so wie die ruhigen Stücke von PORCUPINE TREE. Diese Erklärung eines Fans an seine Begleitung darf als stimmige Umschreibung verstanden werden. Das zum Grossteil jenseits der 30 zu verortende Publikum trug seine Bewunderung für beide Bands in Teilen auf der im Falle von BLACKFIELD unverschämt teuren Oberbekleidung zur Schau. Oder, wie es aus dem Munde eines anderen Anwesenden zu hören war: „Alle Leute, die heute hier sind, haben einen ausgezeichneten Musikgeschmack.“ So blieb es bei überschwänglicher Begeisterung – auf wie vor der Bühne. Nach gut 90 Minuten inklusive Zugaben war das unvergessliche Freudenfest besiegelt. Ein Ausnahmekonzert, wie man es nicht alle Tage zum Genuss aufgetischt bekommt.

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