„Kalter Stahl kennt keine Gnade.“ – Lu Tien Kang
Nach farbenfroh exploitativem Vorspann geht es gleich mit stark choreographierten Schwertübungen im nächtlichen Garten los. Lu Tien Kang („Die fliegende Guillotine“) ist der Name dessen, der da mit Wonne Kerzen sauber am Docht entlang zerteilt und Lampions allein durch den Zug seiner umhersausenden Klinge durch die Luft bugsiert. Den Titel ´König der Schwerter´ trägt er, der sein Gesicht stets hinter einem schwarzen Schleier verbirgt, zu Recht. Das beweist er auch einem forschen Jüngling, der ihn kurz darauf zum Duell fordert. Auf den Kampf an legt es der Meister nicht, was den Tod des Herausforderers nur umso sinnloser erscheinen lässt.
Noch während der Name des Getöteten von einem emsigen Handwerker vor dem Vergessen bewahrt wird, indem er ihn sorgsam in Stein meißelt, schwört ein kleiner Junge, dass er eines Tages selbst zum höchsten Schwertmeister des Reiches wird. Verfolgen wird ihn nicht nur sein krankhafter Ehrgeiz, sondern auch die Vision der Frau des Besiegten, die ihrem Geliebten per Freitod in die nächste Welt folgt. Viele Jahre später, wenn sich das Kind zum namenlosen Paradekämpfer (Ti Lung, „Shaolin Prince“) gemausert hat, wird er sich in ein Abbild jener Frau, namentlich Lien Ho (Lin Chen-Chi, „Das Blut der roten Python“), verlieben. Von seinem Vorhaben ab bringt ihn aber selbst das nicht.
Ein gutmütiger Arzt, in Wahrheit der ´König der Schwerter´, führt den forschen Jüngling in Versuchung. Er offenbart ihm die hehren Ziele des Lebens, von denen der kampfeslustige Hitzkopf aber nichts wissen will. Sogar auf das Buhlen um die Liebe verzichtet er und nimmt sich Lien Ho einfach, sehr zum Unwill eines Verehrers. Der schmiedet darauf einen finsteren Plan, um den Rivalen aus dem Weg zu räumen. Die sich früh abzeichnende Tragödie gerät Regisseur Hua Shan („Das Vermächtnis der Shaolin“) ungewohnt düster, wenn die schmerzhafte Lektion in ihren Bildern auch farbintensiv und überaus ästhetisch geraten ist.
„Das blutige Schwert der Rache“ ist ein Shaw Brothers-Meisterwerk. Die Erzählung lehnt sich wie so häufig am Theater an, was die furiosen, mit Akrobatik, Blut und Tempo gespickten Scharmützel mit übergroßen Gefühlen überzieht. Der honore Ti Lung glänzt einmal mehr in der Hauptrolle und bewältigt den Spagat zwischen charakterlicher Sympathie und Abneigung mit Bravour. Seine Figur hat sich einem amoralischen, einem gnadenlosen Lebensstil verschrieben, denn nur von allen Emotionen befreit kann er als Kämpfer siegreich sein. Das gängige Schema klar abgesteckter Gesinnungsparteien wird somit aufgehoben, was Shans Epos, das den Zeichen der Zeit entsprechend nicht auf nackte Haut und Anzüglichkeiten verzichtet, zu einem Eastern-Pflichtwerk macht.
Wertung: (8 / 10)