Die Folgen eines Seitensprungs wiesen nie absurdere Züge auf als in der denkwürdigen Kung Fu-Fantasie „Das Blut der roten Python“. Denkwürdig, weil der vom langjährigen Chan Cheh-Regieassistenten Pao Hsueh Li („Der Pirat von Shantung“) in Szene gesetzte Streifen derart überdreht daher kommt, dass man sich als Zuschauer ein ums andere Mal verdutzt die Augen reibt. Die Verstrickungen dieser überaus kurz(weilig) gehaltenen Geschichte um Liebe und Intrige hätte auch Meister Shakespeare nicht patenter verknoten können, wenn die Streitigkeiten bei ihm auch nicht mit Kampfkunst und farbintensiven Effekten von vorgestern bereinigt wurden.
Die royalen Hörner stößt sich der potente Aristokrat Zhengchun Tuan (Si Wai, „Master der Shaolin“) gern in den Betten vergebener Frauen ab. Eine davon ist Qin Hongmian (Gam Lau, „The Association“), die dem charmanten Schlingel unversehens eröffnet, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Den zukünftigen Vater schert das nicht weiter, schließlich gilt es vorangestellt den Attacken ihres erbosten Gatten zu trotzen. Die Macht ist dabei wahrlich mit ihm, wenn er die Beine des Aggressors forsch mit einem Lichtstrahl aus seinem Zeigefinger amputiert. Die eingebüßten Extremitäten werden zurückgelassen – mitgenommen wird stattdessen der Wunsch nach Vergeltung.
Jahre später, Tuan hat inzwischen seine damalige Verlobte, Fürstentochter Shu Baifung (Hung Ling Ling, „5 Kämpfer aus Stahl“) geheiratet, soll sich die Rache erfüllen. Die eingebüßten Beine wurden durch Teleskop-Hühnerstelzen ersetzt und mit Canglong anbei ein Handlanger rekrutiert, der nicht nur grotesk hässlich, sondern auch ewig spitz ist. Im Auftrag des Meisters soll er den naiven Spross Tuans, den jungen Yu (Danny Lee, „The Killer“), entführen. Der hat keinen blassen Schimmer von Martial-Arts und steckt die Nase lieber in schöngeistige Schriftwerke. Unterdessen hat auch Hongmian ihre wehrhafte Tochter Mu Wangqin (Tanny Tien Ni, „Der Todesschlag der Stahlfinger“) auf Krawall gebürstet und sie ausgesandt, keinem Mann zu trauen und Baifung zu töten.
Was folgt sind Verstrickungen, die nachhaltig luftige Höhen akuten Irrsinns erklimmen. Der ausgebüchste Yu lernt Schlangenfrau Ling-erh Zhong (Lin Chen Chi, „The Big Holdup“) kennen und gerät an die reizbare Mu, als die der von Halunken gefangenen Neubekanntschaft beistehen soll. Nebenbei drängt Canglong auf die Erfüllung seiner Pflicht, was sich erschwert, als Weichei Yu zufällig das Blut der legendären roten Python – ein Gummigetier, das selbst Ed Wood die Schamesröte ins Gesicht treiben würde – trinkt. Und das bewirkt nicht weniger als Kräftestärkung nach Art des Hongkong-Kinos. Nun kann auch der blasierte Jüngling Energiestrahlen verschießen, Handkanten verteilen und dem konspirativen Schurken auf Stelzen, der natürlich auch noch Feuer speien kann, die Stirn bieten.
Die Kampfchoreographie in diesem irren Eastern-Trash ist nicht von Pappe – im Gegensatz zu den Kulissen. In diesen muss sich Yu, der durch den Verzehr einer radioaktiven Kröte heuer stärkenden Zugewinn erhält, mit einem wilden Affen balgen, ehe im Finale allerorten Energiestrahlen verschossen und Visagen verbeult werden. Dank hemmungslos chargierender Darsteller, wahnwitziger Dialoge und brüllend komischer Dramaturgie ist der kolossale Unfug ein schierer Meilenstein des abseitigen Filmvergnügens. Von den wahren Klassikern der Shaw Brothers ist „Das Blut der roten Python“ weit entfernt und reiht sich auf seine ganz spezielle Art dennoch in diesen Ehrenkreis mit ein. Das muss man wirklich gesehen haben, um es zu glauben!
Wertung: (7,5 / 10)