Die Oldenburger BITUME zählen zu den unterschätzten Konstanten des deutschsprachigen Punk-Rocks. Der Status des Geheimtipps haftete ihnen über Jahre an. Doch blieb das Gespann trotz regelmäßig starker Platten vornehmlich auf die kleinen Clubs abonniert. So sehr man ihnen mehr der verdienten Aufmerksamkeit gegönnt hätte, für ihre Musik erwies sich diese Entwicklung mutmaßlich als Glücksfall. Denn bis heute blieb ihr Sound laut und unverfälscht.
Das unterstreicht auch „Kaputt“, der achte Langspieler in fast zwanzig Jahren des Bestehens. Nach dem reduzierten Akustik-Abstecher „Aku“ (2017) markiert die Platte die Rückkehr zum standesgemäß wuchtigen Klang, wobei die beiden Exklusiv-Stücke von „Aku“, „Kammerflimmern“ und „Atlantik“, eine donnernde vollinstrumentierte Interpretation spendiert bekamen. Daneben ist das in Summe 14 Tracks umfassende Album vor allem eines: vielseitig melodisch. Allerdings verleiten die häufig selbstbezogen und persönlich erscheinenden Texte BITUME nur selten zum Innehalten.
Eines der prägendsten Beispiele ist die hymnische Vorab-Single „Hinfallen aufstehen“, die zwischen Aufbrechen und Ankommen die liebgewonnenen melancholischen Zwischentöne in den Mittelpunkt rückt. Dass nicht auf Schmiss und Tempo verzichtet werden muss, veranschaulichen auch das von einem Kinderchor besiegelte „Abgesang“, „Marathonmann“, das um Ska-Rhythmen und Bläser ergänzte „Zeit verschwenden“, das von englischen Textzeilen abgerundete „Schmaler Grat“ oder das treibende Titelstück.
Ein breiteres Publikum werden die Nord(west)männer auch mit „Kaputt“ nicht erreichen. Das ist einerseits schade, denn solche – und solch konstante – musikalische Qualität verdient zweifelsfrei Anklang. Fans des Vierers dürfen sich trotzdem (oder gerade deshalb) freuen. Denn auch „Kaputt“ ist einfach eine klasse Scheibe mit Herz, Verstand und dem richtigen Blick für die kleinen und großen Sehnsüchte. Dafür ein faustdickes Dankeschön!
Wertung: (7,5 / 10)