300 (USA 2006)

300Es war nach dem Erfolg von „Sin City“ im Grunde ja nur eine Frage der Zeit, bis Hollywood sich wie ein Raubtier auf weitere Arbeiten des Comic-Zeichners Frank Miller stürzen würde. In der nun zweiten Miller-Verfilmung „300“ darf Zack Snyder – der bereits die Untoten im „Dawn of the Dead“-Remake adäquat auf die Leinwand bannte – Ruhm an den Kinokassen ernten. Tatsächlich entpuppt sich „300“ als kassenträchtiges Schlachtengemälde, das in den USA einen der erfolgreichsten Starts der letzten Monate hinlegte. Dies allerdings kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film in seiner martialischen Aufmachung nicht unbedingt ein breites Publikum anspricht.

König Leonidas (Gerald Butler) wurde von Geburt an – wie alle Männer Spartas – auf den Kampf vorbereitet. Dieser nun steht im Jahr 480 v. Christus ins Haus, denn der persische König Xerxes (Rodrigo Santoro) zieht mit einem Millionenheer Richtung Sparta und fordert die Unterwerfung. Vom Senat allein gelassen, trotzt Leonidas mit 300 seiner besten Männer – u.a. Dominic West („The Wire“), David Wenham („Der Herr der Ringe“), Michael Fassbender („Band of Brothers“) – dem zahlreich hoffnungslos überlegenden Feind an einer Meerenge, während seine Frau (Lena Headay) sich bemüht, den Senat umzustimmen und ein Heer auszusenden.

Das Regisseur Zack Snyder eine „gepflegte“ Gewaltdarstellung liebt, konnte man am überaus gelungenen „Dawn of the Dead“ sehen und auch in „300“ geht es alles andere als zimperlich zu. Dass ein Film dann schnell Kontroversen auslöst, versteht sich von selbst. Allerdings bleibt bei allen (überflüssigen) Diskussionen das wesentliche Element auf der Strecke. „300“ ist keine Parabel, kein inhaltsschwerer Stoff der irgendetwas in die Moderne transferieren möchte. Es handelt sich hier um einen reinen Unterhaltungsfilm, dies allerdings auf höchstem Niveau. Wenn man den Filmemacher Snyder sieht, kann man sich etwas anderes ohnehin nur schwer vorstellen.

Wie schon „Sin City“ besticht auch „300“ durch pausenlosen Bluescreen-Einsatz, alle Kulissen entstanden komplett am Computer, die einen nicht unwesentlichen Teil des 60 Mio. Dollar Budget verpulverten. Der Aufwand hat sich jedoch gelohnt, bislang spielte das Schlachten-Gemälde ein Vielfaches seiner Kosten wieder ein. Mit schnellen Schnitten oder inmitten der zahlreichen Schlachtgetümmel auch gern im Zeitlupentempo schickt Snyder sein Publikum in einen Rausch der Sinne. In dunklen Tönen gehalten, präsentiert er muskelgestählte, furchtlose Krieger, die gegen eine Übermacht ankämpfen. Als Vorlage diente die Schlacht bei den Themopylen, in der die Spartaner 480 v. Christus einer persischen Übermacht entgegentraten. In Snyders Film wird der Gegner durch Monster und Übersinnliche Figuren unterstützt, die Spartaner verkommen zu muskelgestählten Kampfmaschinen. Dies zeigt bereits, dass Snyder nicht auf eine ernsthafte Geschichtsstunde aus ist, sondern schlichtweg unterhalten möchte.

Mit martialischen Reden schickt Gerald Butler („Tomb Raider – Die Wiege des Lebens“, „Die Herrschaft des Feuers“) sich und seine Krieger in die Schlacht, die in ihrer Ästethik alles in den Schatten stellt, was die letzten Jahre im Kino zu bestaunen war. Der dargebotene Bilderrausch ist beinahe zu viel des Guten, erinnert aber häufig an bereits gesehenes. Animiertes Blut spritzt während der Schlachten pausenlos aus allen erdenklichen Körperöffnungen, zwei Spartaner metzeln mühelos ein Vielfaches an Gegnern in Zeitlupe nieder, untermalt von bombastischer Musik. Snyder setzt vornehmlich auf männliche Triebe, verstärkt dies durch Pathos und Säbelrasseln allerorts. Allerdings wirken die Bilder, denen man sich nur schwer entziehen kann.

Snyder schuf mit „300“ ein modernes Schlachtengemälde im Comic-Look, welches inhaltlich wenig bis gar nichts zu bieten hat, allerdings allein durch seine Optik für anderthalb Stunden prächtig unterhält. „300“ kann man viel unterstellen, wenn man sich hineinsteigern möchte, doch wenn man sich für diese Zeit einfach mal zurücklehnt, funktioniert das an Symbolik und Pathos nicht mehr zu überbietende Schlachtengemälde wunderbar.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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