Bislang hatte Marvels-Vorzeigerächer keinen guten Stand im Kino. Ende der 80er war es Dolph Lundgren, der sich in einer unterhaltsamen B-Orgie den Ärger von der Seele schoss. Thomas Jane durfte in einer Neuauflage 2004 ran, doch dieser Film war langweilig und vor allem die Titelfigur schlichtweg zu weich und menschlich. Mit „Punisher: War Zone“ gibt es nun einen weiteren Film zum Thema, inszeniert von Lexi Alexander, die bereits mit „Hooligans“ kontroverse Filmkost präsentierte. Und kontrovers dürfte auch ihr neuer Film aufgenommen werden.
Schon seit Jahren räumt Frank Castle (Ray Stevenson, „Rome“) in rigoroser Manier in der Unterwelt auf. Sein neues Opfer ist der selbstverliebte Billy Russoti (Dominic West, „The Wire“), der vom Punisher in einen Flaschenhäcksler geworfen wird. Im Feuergefecht erwischt Castle zudem einen FBI-Agenten, was ihn kurzfristig aus der Bahn wirft und ihn zu sehr an seine eigene Vergangenheit erinnert. Währenddessen wird der entstellte Russoti halbwegs wieder hergerichtet und nennt sich alsbald Jigsaw. Dieser befreit seinen Bruder Loony Bin Jim (Doug Hutchison, „The Green Mile“) aus einer Irrenanstalt, um gemeinsam gegen den Punisher vorzugehen.
Viel Glück hatte die deutsche Filmemacherin Lexi Alexander mit „Punisher: War Zone“ nicht. Der Film floppte fürchterlich an den Kinokassen, so dass er hierzulande direkt auf DVD veröffentlicht wird. Ganz verwunderlich ist das nicht. Denn ein breiteres Publikum wird der Streifen nicht ansprechen. Die Geschichte ist dünn und vorhersehbar. Etwas anderes war aber fast auch nicht zu erwarten, trotz mehrerer Drehbuchautoren. Im Grunde dient diese ohnehin nur als Aufhänger für diverse überstilisierte Gewaltexzesse. Als dritter im Bunde kann auch Ray Stevenson in der Rolle des Punishers nicht vollends überzeugen. Zwar wirkt er bedrohlicher und einschüchterner als der lahme Thomas Jane, doch wider Erwarten hat der tumb wirkende Dolph Lundgren im Vergleich noch immer die Nase vorn. Viel Dialog hat Stevenson erwartungsgemäß nicht, dafür richtet er sich eine gebrochene Nase kurzerhand mit einem Bleistift oder pustet einem Verbrecher aus einem Meter Entfernung das ganze Gesicht mit einer Schrotflinte weg. Jede Silbe wäre zuviel des Guten. Dafür wird reichlich und immens blutig gestorben. Dazu tragen auch die Gegner des Punishers bei.
Dominic West als Joker auf Koks zum Beispiel, der der Comicvorlage von allen bisherigen Gegenspielern am ehesten nahe kommt. Mit großem Enthusiasmus zelebriert er den Bösewicht, ähnlich überzogen wie es Doug Hutchison als dessen Bruder tut. Julie Benz („Dexter“) sorgt für die Frauenquote, spielt inmitten der Testosteronklumpen aber eigentlich eine nur untergeordnete Rolle. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Action, die zahlreich daherkommt und eben sehr blutig ist. Knochen bersten, Gesichter werden pulverisiert, Leiber aufgespießt oder durchstochen. Das geschieht schnell und ohne Rücksicht auf Verluste. Alleine im Showdown dürften mehr Menschen sterben als im gesamten Film mit Thomas Jane. Die Aussage ist natürlich äußerst diskutabel, aber es wird schließlich kein Exkurs zum Thema Selbstjustiz anvisiert. Zumindest die Fans harter Actionfilme, die solch ein Werk mit der nötigen Distanz sehen können, werden entsprechend gut unterhalten. „John Rambo“ war gestern, „Punisher: War Zone“ ist heute. Verstecken muss sich der Film vor der Stallone-Schlachtplatte definitiv nicht. Beide sind aber auch ähnlich blöd, so ehrlich sollte man sein. Muss man ihn aber anprangern? Sicherlich nicht, denn die völlig überzogene Darstellung von Figuren und Gewalt gestattet gar keinen realistischen Blick. Wer damit kein Problem hat und für anderthalb Stunden auf sein Hirn verzichten kann, der dürfte hier eine Menge Spaß haben.
Wertung: (6 / 10)