23.02.2024 – The Bollock Brothers / Oh Henry – Düsseldorf, Der Hof

Für einen Mittvierziger und eingefleischten Konzertgänger ist es durchaus ungewohnt, bei einer Live-Show zu den jüngeren Publikumsteilen zu zählen. Möglich machte es der UK-Klassiker THE BOLLOCK BROTHERS, der im (Ratinger) Hof zu Düsseldorf einen Pulk lockte, der die Geburt des Punks in weiten Teilen noch live und in Farbe miterlebt hat. Das führte zu manch ulkigen aufgeschnappten Gesprächsfetzen vor der Bühne: „Heute kein Moshpit, das macht die Schulter nicht mit.“ Den Bühnensound übertönten die knackenden Knochen in der Folge übrigens nicht.

Das Vorprogramm bestückten die Lokalmatadore von OH HENRY, deren deutschsprachiger Punk beim auf verdientes Wohlwollen stieß. Durch den noch frischen Frontmann Stefan Neugebauer – den die DIY-Fraktion u. a. von seinen Soloeinsätzen als ON ANOTHER PLANET kennen darf – hat die Band fraglos an Profil gewonnen. Entsprechend leidenschaftlich wurden Bühne und Publikum bearbeitet. Neben Beiträgen vom bislang einzigen Album, „Wo mein Herz schlägt“ (darunter „Von A nach B“, „#Freunde“ und „Yeah!“), wurden auch Stücke der bald erscheinenden EP gespielt (etwa „Sommer in der Stadt“ und „Müde“).

Obendrauf gab es sympathische Ansagen und eine wiederholt unter lautem Freudengeschrei in die Luft gerissene Faust. Für die nötige Betriebstemperatur war damit gesorgt. Allerdings hätten THE BOLLOCK BROTHERS die kaum nötig gehabt. Die rüstigen Herren um Sänger und Punk-Legende Jock McDonald spornten den ausverkauften Altstadt-Club schnell zur Ausschweifung an. Der anfängliche Eindruck von Überalterung, Gnadenbrot und Rollator-Dynamik verflog rasch und ließ eine Party bezeugen, die nach hinten raus kein Ende finden wollte.

Die musikalische Darbietung (samt monoton hervorstechender Base Drum) wurde neben der tatkräftigen Publikumsunterstützung von Glitzerklamotten, Cockney-Ansagen und falsch anmutenden Haarteilen gestützt. So durfte nicht verwundern, dass manche Publikumstanzbeine direkt auf der Bühne geschwungen wurden. Mit (in Teilen gecoverten) Proto-Punk-Nummern wie „Woke Up This Morning Found Myself Dead“, „The Four Horsemen of the Apocalypse“, „Henry the 8th“ oder „Rock and Roll“ geriet die Show ohnehin zum Selbstläufer. Dass es zum Wohle von Muskeln und Knochen für die meisten Fans nicht zum Moshpit reichte, störte am Ende dann mutmaßlich gar nicht mehr so sehr.

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