18.08.2018 – Lagwagon / Not On Tour – Köln, Live Music Hall

Kinder, wie die Zeit vergeht. Mittlerweile hat auch das fünfte Album des Melo-Core-Klassikers LAGWAGON, „Let’s Talk About Feelings“, zwanzig Jahre auf dem Buckel. Für die alternden US-Punks um den kleinen, ewig sympathischen Frontmann Joey Cape Grund genug, die Platte vor Publikum in voller Pracht zu präsentieren. So ganz glaubte wohl selbst der Veranstalter nicht daran, dass dies Versprechen die Fans mobilisieren würde. Doch das Interesse erwies sich als so groß, dass die Show vom Helios37 in die größer dimensionierte, unweit gelegene Live Music Hall verlegt wurde.

Die erwies sich beim Headliner als stattlich gefüllt, während sich die beiden Vorbands mit weniger Anteilnahme des Publikums begnügen mussten. Der Zeitplan des Abends pochte dabei offenkundig auf Eile. Denn die Ankunft um halb acht ließ den Autor dieser Zeilen nur noch den Abbau von Joe McMahon und seinen BUCKANEERS erleben. Schade eigentlich. Dafür entschädigten NOT ON TOUR mit ihrem rund 40-minütigen Auftritt. Der Vierer aus Israel hat sich durch knackige, meist einminütige Hardcore-Punk-Kracher und nicht zuletzt die Präsenz von Frontfrau Sima einen wohlklingenden Namen gemacht.

Der lockte immerhin einen Gutteil der Anwesenden vor die Bühne und bescherte Sima jedes Mal ein freudiges Lächeln, wenn Textzeilen aus dem Publikum mitgeschmettert wurden. Der Sound überzeugte, das Set sowieso. An Hits mangelt es NOT ON TOUR gewiss nicht. Spätestens nach dem dritten Song, dem famosen „Flip“, war der Pulk auf Betriebstemperatur und feierte Beiträge wie „I Wanna Be Like You“, „Don’t Touch My Stuff“, „Bad Habits“, „Modern Slavery“ oder „Gut Feeling“ wohlwollend ab. Vorgeschmäcker auf das im Herbst erscheinende neue Album gab es auch, darunter „Therapy“. Da ist Vorfreude angebracht.

Zum Auftakt reduzierten sich LAGWAGON auf Sänger Cape, der mit Akustik-Gitarre „Burden of Proof“ intonierte, ehe seine Mitstreiter beim angekoppelten „Reign“ lärmende Unterstützung leisteten. Es folgten die immergrünen Knaller „Island of Shame“ und „Violins“. Die Stimmung war ausgelassen, die Texte (oder zumindest relevante Teile) wurden im Kollektiv mitgegrölt. Ein Einstand nach Maß. Es folgte: „Let’s Talk About Feelings“. Häufig zu hören gab es das Gros der dahinterstehenden zwölf Songs nicht. Ausnahmen wie „After You My Friend“, „Hurry Up and Wait“ oder das heftig bejubelte „May 16“ selbstredend ausgeklammert. Die Albumkapitel wurden ordnungsgemäß der Reihe nach vorgetragen. Selbst die Intros wurden eingespielt.

Die Darbietung gefiel, wenn die Live Music Hall auch nicht überkochte. Zu den fraglosen Höhepunkten der recht zügig abgehandelten „Let’s Talk…“-Beiträgen zählten – neben den obengenannten – „Gun In Your Hand“, „Train“ und „Everything Turns Grey“. Nach dem etwas abrupten Ausklang von „Owen Meaney“ setzten LAGWAGON auf weitere Überraschungen: das vergleichsweise ruppige „The Cog and the Machine“, das betagte „Coffee and Cigarettes“ sowie das in Gedenken an Tony Sly angestimmte NO USE FOR A NAME-Cover „Exit“. Die Zugaben fielen mit „Alien 8“, „Making Friends“, „Falling Apart“ und „Razorburn“ noch einmal erhöht Hit-lastig aus, ehe der beseelte Pulk um kurz nach zehn in den warmen Abend entlassen wurde. Keine Frage, das hat Spaß gemacht.

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