18.03.2009 – 36 Crazyfists / Poison the Well / Gwen Stacy – Berlin, Columbia Club

Seine kommerzielle Zugkraft hat der Metal-Hardcore längst unter Beweis gestellt. Zu den Erfolgreichen zählen 36 CRAZYFISTS, deren aktuelles Album „The Tide and Its Takers“ bis in die amerikanischen Billboardcharts vordringen konnte. Nach ihrer Roadrunner-Zeit ist der Vierer aus Alaska mittlerweile bei Ferret unter Vertrag, wo man für dessen Frühjahrstour durch Europa ein ansehnliches Supportpaket schnürte. Die Popularität der Band wurde in Berlin beachtlich widergespiegelt. Den eigentlichen Höhepunkt aber setzten andere.

Los ging der Abend mit GWEN STACY, einer dieser jungen christlichen Combos, die den metallenen Hardcore mit Zwischentönen des Indie-Rock verwässert. Auf ihrem Ferret-Debüt „The Life I Know“ funktionierte das noch zufriedenstellend. Im gut besuchten Columbia Club, Ersatz-Location für das kleinere Kato, wurde jedoch einmal mehr der bisweilen immense Unterschied zwischen Studio- und Bühnenklang verdeutlicht. Vom Druck der Konserve blieb nichts übrig, was im Zusammenwirken mit eher statischem Auftreten ein rasches Ende des mauen Openers herbeisehnen ließ. Zwischenansagen über den ach so stressigen Tour-Alltag machten es nicht eben besser. Vielleicht kann der Arbeitsvermittler ja Abhilfe schaffen.

Weit überzeugender gerierten sich POISON THE WELL, die den Post-Hardcore seit Ende der Neunziger mit experimentellen Facetten bereichern. Die Akustik kam ihnen (diesmal) spürbar zugute, so dass der starke Querschnitt durch ihre vier Platten – ergänzt durch erste Ausblicke auf die kommende fünfte – restlos überzeugte. Im Vergleich zu den massentauglicher ausgerichteten GWEN STACY und 36 CRAZYFISTS fielen sie in ihrer dezenten Sperrigkeit zwar etwas aus dem Rahmen, wussten Publikum und Stimmung aber deutlich besser anzuheizen als die vorangegangenen Labelkollegen. Gerade ältere Hits wurden aus dem Zuschauerraum mit stimmlicher Unterstützung aufgegriffen.

36 CRAZYFISTS können (und konnten auch an diesem Abend) nicht mit der Klasse von POISON THE WELL mithalten. Allerdings zogen die Mannen um Sänger Brock Lindow ein energetische Performance auf, die den geschätzten 500 Anwesenden beachtliche Resonanzen entlockte. Vor der Bühne pulsierte der Mob, wurden Arme in die Höhe gereckt und nach Leibeskräften Stimmbänder malträtiert. Neben „The Tide and Its Takers“ wurden auch die übrigen Longplayer ausreichend gewürdigt, wobei Raumklang und Rockigkeit auch ungeübten Ohren leicht die zeitliche Einordnung ermöglichte. Kurzum: Der Auftritt machte Spaß. Zwar ohne Ecken und Kanten, dafür mit einiger Ausgelassenheit.

scroll to top