Das Brakrock-Festival gehört ganz bestimmt zu den familiärsten (Punkrock-)Festivals die es überhaupt gibt. Das auf einen Tag ausgerichtete Event findet im Stadtpark der belgischen Gemeinde Duffel nahe Antwerpen/Mechelen statt, umgeben von einer mittelalterlichen Burgruine. Landschaftliche Idylle trifft auf bierseligen Pogo. Die Bühnen sind klein, binnen weniger als einer Minute ist die jeweils andere zu erreichen und das Programm kann sich auch in diesem Jahr wieder absolut sehen lassen.
Während sich der Himmel am morgen zu Hause überhaupt nicht mehr beruhigen konnte, schien zur Mittagsstunde in Duffel die Sonne. Zwar regnete es auch hier später für etwa eine dreiviertel Stunde, doch ansonsten blieb es trocken und warm. Es gab auf dem Gelände ausreichend Toiletten, der Einlass verlief reibungslos und der erste Eindruck des Geländes war einfach nur schön. Man fühlte sich gleich heimisch und trotz des namhaften Programms hatte man den ganzen Tag über nie den Eindruck, es wäre voll bzw. zu voll.
Die erste Band für uns waren F.O.D. auf der etwas kleineren Wood Stage. Die Belgier legten mit dem GREEN DAY Cover „Nice Guys Finish Last“ los und sorgten beim ersten Bier für eine angenehme Hintergrundbeschallung. Vorfreude kam bei NOT ON TOUR auf, die ihr letztes Album „Bad Habits“ mit im Gepäck hatten und auf der größeren River Stage trotz einsetzendem Regen das Gaspedal durchdrückten. Wiederum auf der Wood Stage sollten NOTHINGTON dann eigentlich um kurz nach zwei das erste richtige Highlight darstellen. Die Band hatte jedoch gehörige Soundprobleme, was den Spaß deutlich minderte. Gerade der mehrstimmige Gesang kam nicht so zur Geltung, wie er eigentlich sollte. Schade, dann hätten das ältere „Far To Go“ oder das neuere „Cobblestones“ noch deutlich mehr Spaß gemacht. Nicht viel verkehrt machten USELESS ID wieder auf der River Stage. Äußerlich wirken die Jungs noch etwas grün hinter den Ohren, auf der Bühne jedoch machten sich die mehr als zwanzig Jahre Bandgeschichte aber deutlich bemerkbar. Ein guter Auftritt bei gutem Sound und sogar ein erster Stagediver (mit Blockflöte in der Hand!) traute sich ein Bad in der Menge zu nehmen.
Das persönliche Highlight folgte im Anschluss auf der kleinen Bühne mit GET DEAD. Der Fünfer aus San Francisco ist einfach unglaublich. Unglaublich sympathisch und vor allem unglaublich unterhaltsam. Das Best Of Programm ließ keine Wünsche offen (u.a. „Bartender“, „Silence“, „This One´s For Johnny“) und das Dauergrinsen wollte sich gar nicht mehr verabschieden. D.O.A. hatten mit ihrem eher gesetzten Punkrock nicht den einfachsten Stand und wurden aus der Ferne begutachtet. PEARS musste man im Anschluss wieder mehr Aufmerksamkeit widmen. Sänger Zach Quinn gab wie üblich den etwas unnahbaren Derwisch vom Dienst, der wild stampfend, springend und gestikulierend die Bühne unsicher machte. Auch von ihnen gab es einen unterhaltsamen, überzeugenden Auftritt zu sehen. UNDECLINABLE AMBUSCADE hatten im Anschluss zwangsläufig die Sympathien und das Zuschauerinteresse auf ihrer Seite. Die Holländer konnten sich problemlos in ihrer Muttersprache verständigen und hatten das zahlreiche Publikum mit „Trapped“, „7 Years“ und dem finalen „African Song“ spielend einfach auf ihrer Seite. Gerade GET DEAD und auch PEARS haben jedoch im Vorfeld so dermaßen vorgelegt, dass UNDECLINABLE AMBUSCADE da nicht ganz heranreichten.
UNSURE spielten typischen Melo-Punk, bei dem auch mal ein LAGWAGON-Cover nicht fehlen durfte. Kaum auf der Rechnung hatten wir die REAL MCKENZIES, die jedoch die größere Bühne – etwas übertrieben ausgedrückt – in Schutt und Asche fidelten. Die Stimmung war famos und der Bewegungsdrang vor der Bühne enorm. Somit waren die Folk-Punker für den Überraschungsauftritt des heutigen Tages verantwortlich. CHIXDIGGIT gaben danach wieder die Clowns und zeigten, wie gut bzw. unterhaltsam und kurzweilig Pop-Punk sein kann. Dank „Miso Ramen“, „Melissa Louise“, „I Hate Baseball“ und „Sewer Rats“ ein richtig guter Auftritt, wobei der lange (alkoholgetränkte) Tag allmählich seinen Tribut forderte. Vielleicht auch deshalb konnten NO FUN AT ALL mit ihrem (typischen) Best Of Set nicht vollends mitreissen. Es ist immer wieder gut und schön die alten Schweden zu sehen, doch für die großen Highlights sorgten heute andere. Auch wenn es vor der Bühne mächtig abging. 88 FINGERS LOUIE präsentierten dann sich und auch ihr neues Album, welches definitiv da weitermacht, wo die Band vor fünfzehn Jahren aufgehört hat. Auf den Punkt gebrachter Melo-Punk der besseren Sorte, den man aber auch gut und gern in den späten Nachmittag hätte legen können. GOOD RIDDANCE waren dann gut, etwas anderes ist man von ihnen aber auch kaum gewohnt. Noch besser jedoch machten es darauf TEENAGE BOTTLEROCKET. Das Quartett brannte zum Abschluss die Wood Stage mit „Radio“, „They Called Me Steve“ oder „Stupid Games“ nieder. Kaum eine Band macht mehr Spaß als die Jungs aus Wyoming und damit endete auch für uns das Festival. Zwar spielten noch FACE TO FACE, doch mehr als kurz reingeschnuppert wurde hier aufgrund akuter Müdigkeit und anderer Mängel nicht mehr.
Was bleibt ist ein rundum gelungenes, kleines Festival, welches für das nächste Jahr schon jetzt ganz dick im Kalender markiert ist. Als einziges Manko entpuppte sich das Essen. Lediglich eine Frittenbude, sowie eine Station für Wraps und belegte Brötchen gab es. Das war schlichtweg zu wenig und qualitativ wurde das auf dortigen Festivals bekannte „Frikandel-Level“ deutlich unterboten. Musikalisch gibt es in dieser Größenordnung dagegen kaum etwas besseres. Insofern, ganz bestimmt bis nächstes Jahr, liebes Duffel!