Able Baker Fox – Visions (2017, Arctic Rodeo Recordings)

Manche Platten kommen unverhofft. „Visions“, das Zweitwerk von ABLE BAKER FOX, zählt zweifelsfrei dazu. Nach dem 2004 beschlossenen Aus von SMALL BROWN BIKE taten sich Mike und Ben Reed sowie Jeff Gensterblum mit THE CASKET LOTTERY-Frontmann Nathan Ellis zusammen. Der Sound ihres gemeinsamen Bandzusammenschlusses machte auf dem ersten Langspieler „Voices“ (2008) da weiter, wo SMALL BROWN BIKE vor ihrer Auflösung aufgehört hatten. Als 2009 aber sowohl die kleinen braunen Drahtesel als auch THE CASKET LOTTERY wiederbelebt wurden, schien die Aussicht auf eine Folgeplatte von ABLE BAKER FOX merklich getrübt. Bis jetzt.

„Visions“, binnen weniger Tage von J  Robbins (BURNING AIRLINES, CHANNELS) produziert, versprüht vom Fleck weg jene wohlige Atmosphäre, die das Oeuvre der beteiligten Musiker seit jeher umgibt. Will heißen die melodisch ausgefeilte Melange aus Post-Hardcore und Indie-Rock schafft unverzüglich eine Aura der Vertrautheit. Nur wird diese durch die subtile Unvorhersehbarkeit der komplex arrangierten 11 Stücke beständig durchbrochen. Das Tempo bleibt – wie so oft im Wirken des Vierers – weitgehend gedrosselt, erlaubt sich jedoch stimmungsvolle Ausbrüche, die durch den markant mehrstimmigen Gesang eindrucksvoll untermauert werden.

Auf große Hits zielen ABLE BAKER FOX dabei nie ab. Auch „Visions“ setzt auf vielschichtig vermittelte (düstere) Emotionen und ein ganzheitliches atmosphärisches Konstrukt fernab jeder Aufdringlichkeit. Das gelingt durchweg überzeugend, wenn die Platte auch Zeit einfordert, um ihre Wirkung voll entfalten zu können. Bei starken Nummern wie das an THE DISMEMBERMENT PLAN erinnernde „Drift“, „Pennies On the Dollar“, „Dead Canaries“ oder „Lady Ghost“ soll das aber kaum der Verlust der anvisierten Hörerschaft sein. Mehr als auf dem Vorgänger strebt die Band momentweise in Richtung Alternative – und streift dabei die Gefilde von Walter Schreifels‘ RIVAL SCHOOLS. Die (Indie-)Tanzflächen lassen sich mit solch einer Platte nicht erobern, die Herzen eines aufgeschlossenen, geduldigen Publikums hingegen schon.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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