Popmusik ist ein Traum, bei dem Menschen mit (mehr oder weniger) Sangestalent zu Idolen stilisiert werden. Besonders arg wird es bei Boy- oder Girlgroups, die dem Publikum mitunter persönliche Beziehungen vorenthalten müssen, um eine Fassade der Begehrlichkeit aufrechtzuerhalten. Im Independent sieht das ganz anders aus. Auch dort gibt es Pop, auch dort gibt es Girlgroups. Wenn auf dem Klappcover von „What is Real“, dem zweiten Album des schwedischen Frauenkollektivs TIKKLE ME, aber eine der fünf Damen mit stattlichem Babybauch abgelichtet wird, ist das vom Regelwerk des Mainstream sympathisch weit entfernt.
Massentauglich ist die Musik der Schwedinnen trotzdem. Denn ihr Elektro-Pop besticht durch manch zuckersüße Melodie und eine insgesamt verspielte Grundhaltung. Stücke wie „Sisterhood“, „Six Senses Screaming“ oder „Time to Act“ entfalten auf dieser Basis rasch souveräne Hitdichte. Dass die Platte mit ihren überschaubar gehaltenen elektronischen Arrangements insgesamt ein wenig ausrechenbar wirkt, stört da nur partiell. Denn die feministisch angehauchten Geschichten versprühen einen angenehmen Optimismus und bereiten über weite Strecken schlicht Vergnügen. Für schwelgerisches Tanzbeinschwingen ist damit problemlos gesorgt.
Wertung: 
(7 / 10)