Mit „Tame the Noise“ beschreiten HUNDREDS reduziertere Pfade. Nicht, dass ihr Indie-/Elektro-Pop für gewöhnlich von Bombast begleitet würde. Oder eben einer lärmenden Geräuschkulisse, die es zu zähmen gelte. Aber die Geschwister Eva und Philipp Milner haben das auf Tour gewagte Experiment neu arrangierter eigener Stücke mit Crowdfunding-Unterstützung bis ins Aufnahmestudio getragen. Das Ergebnis ist eine EP, die es physisch (als limitierte Vinyl-Version) nur für die finanziellen Förderer gibt. Das interessierte Publikum muss sich mit digitalen Kopien begnügen.
Geboten werden sechs Stücke, fünf eigene und ein Cover der BJÖRK-Nummer „Who Is It?“. Die fünf bekannten Tracks stammen mit Ausnahme des einleitenden „Our Past“ vom selbstbetitelten Debütalbum. Durch die Verlagerung des Elektro-Anteils an die Peripherie der Arrangements gibt es für Kenner des Ausgangsmaterials überraschend viel Neues zu entdecken. Die Interpretationen erhalten durch die stärker in den Vordergrund tretende Klavierbegleitung eine andere Dynamik und loten ihr spannungspotenzial überraschend stark aus. Dass es dabei nicht zwangsläufig entspannter und minimalistischer zugehen muss, verdeutlichen „Machine“ und „Grab the Sunset“, die partiell unruhiger und rastloser wirken.
Das erwähnte „Our Past“ verblüfft durch sporadische Schlagzeug- und abschließende Harfenbegleitung. Die stärkere Gewichtung des Indie-Anteils steht den Hamburgern dabei vortrefflich. Das zeigen auch „Wait For My Raccoon“ und das immergrüne „Happy Virus“, die insgesamt reiner und damit auch eindringlicher wirken. Evas Gesang unterscheidet sich nicht grundlegend von den beiden Alben. Es ist die Musik dahinter, die den Unterschied macht – und sich bisweilen noch einnehmender als bislang gewohnt an ihre Stimme schmiegt. So ist „Tame the Noise“ nicht bloß ein Experiment, sondern eine Ergänzung, die neben dem Horizont der Band auch den ihres Publikums erweitert. Einfach wunderbar!
Wertung: (8 / 10)